Auch ich habe nun in einem letzten Rutsch den letzten Teil gelesen. Sprachlich finde ich Caroline Wahl teils sehr erfrischend und es gab auch einige Stellen im Buch, die mich innerlich sehr bewegt haben. Und das ist doch etwas sehr Schönes, wenn man innerlich berührt wird, etwas, was viele Bücher nicht schaffen. Mir gefällt der versöhnliche Besuch am Grab. Wie sie ihrer Mutter die kaputte, aber schöne Muschel mitbringt. Und wie der Wunsch zum Ausdruck gebracht wird, sie hätte ihrer Mutter gesagt, dass sie sie lieb hat. Diese Ambivalenz zwischen Liebe und Wut (Hass scheint mir nicht treffend) gegenüber ihrer Mutter und dem Leben überhaupt finde ich sehr glaubwürdig.
Die Story rund um Marinne war mir dann tatsächlich teils ein wenig zuviel. Wir wissen nicht, was mit Mandy und Marianne vorgefallen ist, das Verhältnis ist unterkühlt. Aber die Frage, warum denn Super-Mutti Marianne so ein schlechtes Verhältnis zu ihrer eigenen Tochter hat, bleibt unbeantwortet. Versucht sie, an Ida vielleicht etwas wiedergutzumachen? Und umgekehrt auch Ida an Marianne als Ersatz-Mutter?
Auch die Charakterentwicklung von Leif ist für mich nicht ganz glaubwürdig. Leif hat offenbar ein Drogenproblem und ist das nicht WIRKLICH das Letzte, was Ida nun braucht? Sind sie zwei Ertrinkende, die sich aneinander klammern? Aber andererseits wiederum kommt Leif gutbürgerlich daher und überrascht mit Kenntnissen rund um Baumschnitt und Marmelade-Einkochen. Hier scheint mir, die Autorin kombiniert gerne Kontraste, aber es überzeugt mich nicht richtig.
Es wurde ja schon erwähnt, aber: Das Buchcover ist echt klasse. Die zwei unbedeutend kleinen Menschen und der schwarze Zulauf (an Negativem?), der sich in der Weite des Meeres verliert. Wir und unsere Sorgen sind angesichts der Naturgewalt nicht so wichtig, ABER: Wir sind auch Teil der Naturgewalt.
Vieles hat mir sehr gut gefallen und ich bin gespannt, wie die Autorin sich weiterentwickelt, denn ich bleibe dabei: Die Geschichte rund um (T)I(l)da hat arg viele Parallelen.