Fanny
Den letzten Teil zu lesen ging einiges schneller, als die anderen zwei. Vorallem weil ich wissen wollte, ob ich mit meinen Vermutungen recht habe. Und jetzt wo ich es gelesen habe, weiss ich nicht, ob ich glücklich sein sollte, dass fast alle meiner Vermutungen stimmten, oder ob das Buch für mich demzufolge zu absehbar war… hmm.
Aber der Reihe nach:
Dass Lucy = Nemesis ist hat mich echt überrascht und gleichzeitig enttäuscht. Ich verstehe nicht, weshalb so eine grosse Sache um Lucy gemacht wurde, nur für diese Enthüllung. Die einzige Erklärung die ich dafür habe ist, dass uns die Autorin einfach auf eine falsche Fährte locken wollte. Aber von allen möglichen Erklärungen, die es für die Person von Lucy gab, ist die, welche es nun wirklich ist für mich etwas «underwhelming». Es macht einfach absolut keinen Sinn. Und ich kann die Gedanken dahinter weder von der Mutter von Nemesis noch ihr selbst verstehen.
Spannend fand ich, dass Jupiter mit O.’s Hilfe Mercy und Nemesis dazu zwingt die Traumata des jeweils anderen zu erleben. Ich schwankte zwar kurz in meinem Glauben, dass Jupiter wirklich zu den Guten gehört, als Nemesis in den Raum kam, aber als ich dann verstand, worum es eigentlich ging, war mir ein für alle Mal klar, dass Jupiter wirklich eine der «Guten» ist. Ich gehe stark davon aus, dass sie eine wesentliche Rolle im Training von Nemesis spielen wird im zweiten Buch und sie trainiert.
Das Geheimnis darum, was Neiro mit Esras Krankheit zu tun hat bzw. was es mit der Sternenmagie genau auf sich hat ist noch nicht geklärt. Wie schon erwähnt bin ich überzeugt, dass das im nächsten Buch wichtig sein wird. Neiro wusste von dem Armband, kennt die Sternenmagie. Da werden wir sicher noch einiges dazu erfahren, ebenso wie zum Totenkult an den die Familie von Elio und Esra glaubt.
Was mich wirklich störte an diesem Teil (mehr noch als im letzten) sind wieder die «ach so heissen» Momente von Mercy und Nemesis. Ich habe schon viele Bücher mit «Spice» gelesen und ganz ehrlich, da bemüht sich die Autorin für meinen Geschmack etwas zu sehr, ihren Leserinnen etwas zu bieten … meiner Meinung nach verliert das Buch an Glaubwürdigkeit durch diese Szenen, sie sind wirklich nicht nötig. Auch die plötzlich sehr vulgäre Sprache einiger der Charaktere find ich wirklich unpassend und hat mich eher abgeschreckt. Redet man wirklich so untereinander? Bzw. fühlte es sich einfach nicht stimmig an mit der Ausdrucksweise der Charaktere in den anderen Teilen zuvor. Als ob die Autorin da noch etwas “Pep” reinbringen wollte oder eine andere Gruppe Leserinnen ansprechen möchte.
Ganz ehrlich, die Romanze zwischen Victoria und Esra hat mich viel mehr berührt als Nemsis/Mercy und fand ich viel realistischer. Ich hätte mehr darüber erfahren und Nemesis/Mercy hätten für mich gut auf einer platonischen Ebene bleiben können. Hätte für mich mehr Sinn ergeben.
Was mich ausserdem genervt hat: Ich habe immer noch keine Erklärung erhalten, weshalb wir Jupiters Vergewaltigung im zweiten Teil «gesehen» haben. Ich hätte dieses Szene nicht gebraucht, um zu merken, dass Jupiter gute Absichten hat (wenn auch fragwürdige Methoden).
Die Entwicklung von Nemesis war für mich ein Pluspunkt im dritten Teil. Ich habe das Gefühl jetzt besser zu verstehen, wer sie wirklich ist und ihren Platz in ihrer Familie.
Der «grosse» Twist zum Schluss war für mich antiklimatisch. Denn mir war zwar nicht bewusst, dass die ewig Schlafenden «nur» Figmente der unverarbeiteten Trauer sind (das ist eine tolle Idee!), aber dass es sich bei den Albtraummonstern um die Mütter von Mercy handelt, die er nicht gehen lässt, war mir ja schon nach Teil 2 klar. Und dass Neiro nicht tot ist und vermutlich sogar der «Bösewicht» / Drahtzieher hinter dem Inferno, hatte ich auch bereits geahnt.
Abschliessend kann ich sagen dass ich unterhalten wurde. Dieses Buch hat in der Sprache für mich einige Schwächen, ebenso bei den Handlungen der Charakteren bzw. der Ausarbeitung der verschiedenen Personen allgemein.
Aber Grundidee und die Mythologie/Psychologie dieser Welt sind grundsätzlich spannend.
Ev. bin ich auch “verwöhnt” als jemand, der vornehmlich dieses Genre liest und ich da halt schon seeehr viele bessere Bücher gelesen habe.
Ich finde weiterhin, dass dieses Buch eine Triggerwarnung betreffend Vergewaltigung und häuslicher Gewalt braucht.
Fand ich das Cover / Farbschnitt schön: auf jeden Fall
--> reicht das, um über den Inhalt hinwegzutrösten: leider nein
Würde ich das Buch jemandem weiterempfehlen: nicht sicher
Lese ich den zweiten Band: eher nicht
Hat es mich unterhalten: ja