Schmoekerhuhn
Ich habe über das Wochenende Gas gegeben und das Buch fertiggelesen, obwohl ich erst mitten im Teil 2 war 🙂.
hmm.. was soll ich sagen. Der erste Teil fand ich sehr ansprechend und mit einem tollen Spannungsbogen versetzt. Der zweite Teil war für meinen Geschmack langatmig und hätte meines Erachtens gut gekürzt werden können. Der dritte Teil hatte aber wieder mehr Spannung dabei und der Text war wieder flüssiger zum lesen. Doch lange nachhallen tut das Buch in meinen Gedanken nicht, ich bin schon bereit für das nächste 📖.
Für mich ist die Geschichte von Lene und Elias die interessanteste und die mit der grössten Entwicklung. Mir wurde klar, warum Lene, welche früher eine sehr fröhliche und liebende Person war, ihrer Tochter, ihrem Mann Elias und dem Leben gegenüber so kalt geworden ist und ihr Handeln dennoch viel mit Scham/Schuldgefühlen zu tun hat. Lenes Geschichte ist für mich am authentischsten. Genau so tragisch wie sie im Prolog gestartet hat, so traurig und einsam endet ihr Leben im hohen Alter. Dennoch finde ich , das auch bei Lenes Geschichte viele Dinge vorausschaubar sind.
Auch das Geheimnis um Lis wurde vollständig gelüftet, jedoch kann ich ihre Handlungen/Verhalten nicht immer nachvollziehen (zB erster Abend mit Valentin). Für mich passt diese Szene im Hotelzimmer einfach nicht zu ihrer verschüpften, traumatisierten Art und wirkt für mich von der Autorin gesucht. Ich finde aber grundsätzlich, dass Lis eine schöne Entwicklung durchmacht und ich gönnte es ihr von ganzem Herzen, dass sie ein Zu Hause für sich und ihr Herzen gefunden hat. So kann sie sich wie eine Blüte entfalten und ihren Mut zeigen (zumindest gegenüber Valentin) - endlich! Für mich ist nach wie vor nicht klar, warum Lis’ Handlungsstrang die einzige ist, welche in ICH-Form erzählt wird.
Annas Handlungsstrang ist für mich die langweiligste und hätte gut auch etwas gekürzt werden können. Dennoch gehört sie ganz fest zu dieser Geschichte. Sie ist für mich die sympathischste Person in der Geschichte und ist bemüht das Gute in den Mitmenschen zu sehen. Aber sie macht für mich keine wirkliche Entwicklung durch im Buch. Einzig ihre Perfektion zu den Cuvées lassen einen Einblick in ihren Charakter, der sonst sehr perfekt erscheint, geschehen. Doch womöglich ist es ihre eigentlich zufriedene und feministische Art, die bei Lis das Eis zum brechen bringt.
Das Ende fand ich viel zu kitschig. Schön gab es ein Happy End, ich bin ja grundsätzlich sehr dafür. Da der Prolog aber so heftig, tragisch und brutal beginnt, hätte für mich ein offenes oder tragisches Ende besser gepasst und stimmiger die Geschichten der drei Frauen beendet. Wie bereits von anderen Leser:innen in dieser Runde gesagt wurde: das letzte Kapitel hätte es auch meinerseits nicht gebraucht.
Diese Buch würde ich als Ferienlektüre für Personen, welche ins Südtirol in die Ferien gehen empfehlen. Ansonsten ist es für mich ein Buch, welches einfach mal gelesen werden kann und dann weitergereicht zB in einem Bücher-Tauschschrank 😉 Dennoch hat es mir grossen Spass gemacht es zu lesen und mit euch zu diskutieren.