Das Leben kennt nur einen Weg: den nach vorne. Und so gehen auch Elena und Lina ihre Wege. Wenn auch meist getrennte, spielen die beiden Frauen doch immer eine Rolle im Leben der jeweils anderen - mal eine grössere, mal eine kleinere.
Der dritte Teil von Elene Ferrantes Neapolitanischer Familiensaga knüpft nahtlos an die Vorgänger an, verlagert aber den Fokus auf die beiden Hauptdarstellerinnen. Wo in den ersten beiden Bänden eine Vielzahl an Figuren wichtig waren für den Plot, konzentriert sich die Geschichte hier hauptsächlich auf Elena und Lina. Die beiden Charaktere bekommen mehr Tiefe und ein fein ausgearbeitetes mentales Innenleben. Das Publikum wird in die Gedankenwelt der beiden Frauen einbezogen und erhält damit Einblick in die (Ab)Gründe verschiedener Entscheidungen, die getroffen werden. Dieser Aspekt ist sehr gelungen und macht das Buch per-se zu einem schönen Leseerlebnis.
Weniger schön ist dabei, dass vor allem eine Figur dazu neigt, teilweise ins Klischeehafte abzudriften. Das ist man sich von Elena Ferrante nicht unbedingt gewohnt. Ob dies von der Autorin so gewollt ist und für den weiteren Verlauf der Geschichte wichtig sein wird, wird sich wohl im finalen Band zeigen.
Mit mehr Tiefe und weniger Figuren, die man sich merken muss, ist die Fortsetzung rund um die Neapolitanische Frauenfreundschaft sehr gelungen und lässt viel Raum für Spekulationen, wie sich das Finale präsentieren wird.