Danke für Eure Antworten und spannende Inputs! Ich werde versuchen auf einzelne einzugehen, aber ich finde die Diskussion soweit echt spannend.
Lor Ich hab auch schon gesehen, wie gewisse Tiktoker dann andere Leute beleidigten, die nicht bei dem Trend mitmachten. Wie sie versuchten mit Hassreden andere zu überzeugen. Sind sie damit wirklich besser, als die Autoren, die sie schlecht reden wollen?
Für mich ist eine Form der Radikalisierung, welche ich echt schwierig finde aber, welche wir auch an anderen Gesellschaftsthemen beobachten können, z.B. Veganismus, Corona. Die Social Medias haben meist keine Moderation der Gespräche, daher kommt es genau zu einer langsamen Verschiebung von eigentlich guten Absichten, die schliesslich in dieser Form zu einer genauso starken Polarisierung führen, wie für das, was sie “bekämpfen” wollen.
Gaso Wir sollten einfach wieder mehr den gesunden Menschenverstand wallten lassen und weniger verkrampft versuchen es allen recht zu machen. Ich frage mich manchmal ob sich die Influencer ihrer Verantwortung bewusst sind, wenn sie öffentlich zu solchen Boykotten aufrufen und so eigentlich nur für sich und ihre “Klicks” schauen.
Ja, der gute gesunde Menschenverstand… Manchmal habe ich echt den Eindruck, dass er auf die Strecke verloren geht. Meines Erachtens müssten Influencer eine genauso starke und gerade “PR-Linie” haben, wie die Unternehmen oder Menschen, die sie verurteilen. Menschen verhalten sich doch im Gross und Ganzen widersprüchlich und dass ist das Schöne dran, dass wir aus überholten Meinungen, wachsen kann. 🙂 Aber dann muss man sich eingestehen, dass vielleicht weniger “absolute” Meinungen vertreten werden und Ereignisse in der Welt eher in Grautöne betrachtet werden müssten. Wie gesagt, eine Polarisierung auf der “guten” oder “bösen” Seite ist eine Polarisierung und führt daher zu null gegenseitigem Verständnis.
Gaso Die Äusserungen von J.K. Rowling habe ich nur am Rande mitbekommen. Wobei mir schien, dass es damals etwas aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Ich denke, damit müssen wir, mit all den verschiedenen Sozialen Kanälen die es gibt, lernen um zugehen.
Wie Hortensia13 sagt, hat sich J.K. Rowling über die Jahre transphob geoutet und sie unterstützt Organisationen und übernimmt Anwaltskosten, welche sich gegen die Rechte von Transmenschen einsetzen. Wie in GB betreffend den Transmenschen politisch und gesellschaftlich umgegangen wird, ist ähnlich wie eine Hexenjagd. Weniger als 1% der britischen Gesellschaft (Stand 2018) ist Trans. Die Entscheidungsträger über Transrechte sind natürlich keine Transmenschen. Bestimmte politische Entscheidungen verurteilen eine Minderheit in der britischen Gesellschaft und darüber hinaus schadet auch diesen Menschen. Ich persönlich möchte durch einen Kauf von Büchern oder Merch von J.K. Rowling, dass mein Geld schliesslich in solche Unternehmungen fliesst, da mir das Thema der LGBTQIA+ Community wichtig ist 🙂 Aber wenn ich jemals die Bücher wieder lesen möchte, dann werde ich es auch tun. Es war ja ein cooles Buch - obwohl ich His Dark Materials von Philip Pullman, welcher zur gleichen Zeit wie Harry Potter erschienen ist, viel besser fand 😉
DanielleB Genau dies macht eine Demokratie und die freie Meinungsäusserung aus. Wir haben im zweiten Weltkrieg gesehen, was passiert, wenn bestimmte kulturelle Güter wegen der Religion/Herkunft der AutorInnen verbrannt werden. Dies sollte sich unter keinen Umständen wiederholen.
Absolut deiner Meinung! Und das hat mich schon im Krieg zwischen Russland und der Ukraine gestört. Es wurden “aus politischer und gesellschaftlicher Distanzierung” russische Kunstschöpfer, welche schon länger gestorben sind (Tolstoi, Dostojewski, Tschaikowski, uvm.), in ukrainische Bibliotheken verbannt bzw. verbrannt, weil es im Krieg gegen Russland ein starkes Zeichen setzt. Inwiefern es keine Wiederholung der Vorgehensweise während des zweiten Weltkrieg ist, stelle ich mal in Frage.
Daher bin ich auch vorsichtig geworden, wenn es sich um so offene Boykott-Aufrufe handelt. Hinterfragen, recherchieren, sich differenziert informieren und auch vieles Neues dabei lernen!
Mizzo_Murphy Eine Aussage wie “man muss das palästinänsische Volk schützen” wird gleich als antisemitisch abgestempelt, was meiner Meinung nach völlig inkorrekt ist. […] Wer eine differenzierte Aussage für beide Seiten macht, wird als unentschlossen hingestellt. Wer seine Meinung überdenkt, wird als heucheler hingestellt. Und wer seine Meinung nicht frei äussert, wird von beiden Seiten als indirekter Unterstützer der Gegenseite bezeichnet.
Ich bin bei dir. 😇 Ich habe Gespräche mit KollegInnen gehabt, wo sie unter Druck gesetzt wurden, dass sie sich zu diesem Thema nicht äussern möchten bzw. nicht “für” und daher auch “gegen” X/Y sind. Im Grunde genommen ist der Ursprung des Kriegs im Nahost viel mehr als eine brutale Auseinandersetzung zwischen Palästina und Israel und es sind auch mehr Interessen im Spiel als gerade offensichtlich ist.