Yuni Mir hat der letzte Teil leider nicht so gefallen. Es ist so viel innerhalb der kurzen Zeit passiert, ohne Gefühl und zum Teil nicht glaubwürdig.
Das ging mir leider wirklich genauso mit Teil 3! Mit dem Nachwort ist natürlich plötzlich sehr verständlich, wieso die Geschichte so gestrickt wurde, wie sie eben gestrickt wurde, allerdings fand ich das viiiiel zu viel des Guten (Bösen). Wie Tiger etwas Halt durch die Trauergruppe findet, ist wirklich schön, wenn auch doch etwas verkorkst. Ich weiß, es sind irrationale Jugendliche, aber sie sollten doch etwas rezeptiver für Trauerarbeit sein. Und dass alle irgendwie noch in dem “Alles ist kacke”-Zustand festhängen, halte ich für unwahrscheinlich. Trauer kommt und geht schließlich auch in Wellen, auch viele Jahre später noch. Aber nicht alles ist doof - oder wie Mae-Lynn das beschreiben würde mit dem “Trauerleben”.
Aber ab dann wurde es mir ehrlich gesagt viel zu wild. Tiger im Knast? Ihre Schwester, die Alkoholikerin ist und dennoch am Ende die Vormundschaft behalten darf? Dieses viel zu kurze bisschen Lichtblick am Ende? Da habe ich mich dann auch schon gefragt, wer die Zielgruppe sein soll von diesem Buch. Glasgows Nachwort am Ende lässt darauf schließen, dass das Buch ein trauriger Snapshot der Realität vieler Kinder und Jugendlicher sein soll, die im System unterwegs sind. So ein Snapshot mit selbstauferlegtem Bildungsauftrag ist nobel, aber was bringt es Jugendlichen das zu lesen? Es fühlt sich so hilflos an und völlig ohne Handlungsmöglichkeiten. Ich möchte damit nicht sagen, dass man es deshalb nicht lesen soll, allerdings sollten das zartbesaitete Wesen vielleicht lieber in Gesprächsgruppen lesen, damit man das, was sich emotional anstaut, auch wieder verarbeiten kann. Um natürlich sich in Empathie zu üben, ist diese krasse Perspektive sicher gut.
Und apropos zartbesaitet und so - Ich finde, das Buch verdient eine Triggerwarnung! Wie Tiger durch ihre Trauer auf Essen reagiert, finde ich zwar verständlich, allerdings geht das für mich schon sehr in Richtung Essstörung. Wer dazu eine Neigung hat und sich nicht gut abgrenzen kann, sollte dies dann vielleicht doch nicht unbedingt lesen.
Für ein Jugendbuch hätte ich ein bisschen schöneres Ende erhofft. So eins mit einer guten Freundschaft / beginnenden Romanze mit Thaddeus, ein bisschen mehr Interaktion mit dem Vater, und zuletzt einer Tiger, die auch wirklich ehrlich mal wieder lachen kann und das tief überflutete emotionale Tal langsam überwindet. Da finde ich schade, dass der Knast unbedingt eingebaut werden musste!