DrQuinzel Ich melde mich auch noch mit ein paar Gedanken bezüglich des zweiten Teils:
Dass Lily sich Micah gegenüber soweit öffnete, dass sie zugab, manchmal sauer auf ihre Schwester zu sein, war wundervoll. Es ist ein absolut natürlich, manchmal Wut zu fühlen - auf die Mitmenschen, die Situation, die Erkrankung. Und dennoch wird es oftmals tabuisiert und totgeschwiegen, weil es als gemein und egoistisch gilt, sauer auf eine Person zu sein, die von einer psychischen Erkrankung betroffen ist (ich denke oft proijeziert man auch die Hilflosigkeit und Wut auf die Situation auf die Person und ist eigentlich gar nicht sauer auf den Menschen selbst). Ich empfinde diese Tabuisierung als schwierig und nicht förderlich, und bin froh, dass Lily sich Micah diesbezüglich anvertrauen konnte und er sie nicht dafür verurteilt hat.
Generell finde ich toll, wie er in seinem Alter mit der Situation umgeht. Er ermuntert Lily immer wieder, mit Alice zu reden, aber er mischt sich nicht ein, spielt nicht Vermittler und redet nicht über Alice`s Kopf hinweg mit Lily über sie. Wenn sie unsensible Aussagen macht, lässt er sie dies merken, aber ohne dass er sie deswegen aus seinem Leben streichen würde (soweit überhaupt möglich während dem Projekt) und zeigt viel Geduld mit ihr.
Ich denke, Lily öffnet sich ihm immer mehr und er wird zu einer wichtigen Stütze für sie. Es ist schön zu lesen, wie sie auch “öffentlich” langsam mehr zu ihm steht (Beispiel Badezimmer, wo sie einem Mädchen, dass Micah als Freak bezeichnete, antwortete, die Welt könne ja ruhig mehr Freaks gebrauchen) und die beiden sich zumindest teilweise näher kommen…
Wir erfahren auch mehr darüber, womit Micah so kämpft. Auch er hat Druck, beispielsweise mit der Frage, ob er den “Versuch” wert ist, aufs College zu gehen. Zudem macht ihm der Stempel, der ihm seine Diagnose aufdrückt, doch auch zu schaffen. Ich war sehr berührt von der Szene, als er Lilys Vater kennenlernt, und der Art, wie er auf ihn reagiert hat. Sein Zitat “Ich hab einfach diese Vision, weisst du? Von einer Welt, in der man nicht anhand einer Diagnose beurteilt wird und nicht automatisch als schwach oder gefährlich oder anders gilt, wenn man sich Hilfe sucht. Und manchmal vergesse ich, dass unsere Welt noch nicht an diesem Punkt ist.” spiegelt meines Erachtens die Realität punktgenau wieder und ich fühlte in dieser Szene wirklich mit ihm mit.
Und Ich finde den Ansatz mit dem Seiten schwärzen besonders schön, man sucht sich aus was einem gefällt und gibt ihm eine völlig neue persönliche Bedeutung.
Was mich mit einer bösen Voranung zurücklässt, ist, dass Alice Lily anvertraut, dass sie ihre Medikamente nicht mehr nimmt… Ich ahne, dass sich das noch “rächen” wird, also dass sie davon noch Auswirkungen spüren wird. Auf der anderen Seite es da ja auch noch Lily, die am Ende des zweiten Teils ja eine Tablette von ihrem Vater nimmt. Und dies in einem Zeitraum, wo sie sich auch noch mit Sam UND Micah zerstreitet…
Ich erhoffe mir vom letzten Teil also vor allem, dass sich Lily und die beiden wieder vertragen, und die Sache mit Alice`` s Medikamenten so gut wie möglich ausgeht… Und natürlich, dass Lily sich jemandem zu 100% anvertrauen kann.