Es wäre schade, wenn dieses Buch einen sprachlos machte. Allerdings verschlägt es einem beim Lesen häufiger die Sprache. Nicht wegen der Wucht (der auch), sondern eher wegen den treffenden Argumenten, den ungewohnten Einblicken, den neuen Sichtweisen, die in diesem Buch zu finden sind.
Es ist ein längst überfälliges Buch, auch wenn es gerade in der vergangenen Zeit vor „frischen Kommunikationsbüchern“ nur so wimmelt. In diesen geht es zuvorderst um gelingende Kommunikation, um das Faktum, dass Sprache der Schlüssel zum Verständnis des anderen, das Werkzeug für die Teilhabe am Leben ist. So weit so gut. Doch was ist, wenn diese Selbstverständlichkeiten plötzlich Risse bekommen? Weil da eine weitere, (zunächst) irritierende Sichtweise hinzukommt, die Sichtweise der (weitgehend) Ausgegrenzten oder wie sie hier bezeichnet werden: der Benannten.
Wie sehr bestimmt die Sprache, die Wahl der Worte, aber auch das Schweigen das Sein? Wie sehr kann Sprache ausgrenzen oder zusammenführen, wie sehr dem Narzissten seine Macht geben, wie sehr aber auch das Wir-Gefühl stärken? Oder mit den Worten der Autorin: „Wie sehr beeinflusst die Sprache unser Wahrnehmen und Denken?“
Es würde Seiten füllen, um nur annähernd den Argumenten, den Theorien der Autorin in einer Auseinandersetzung gerecht zu werden. Denn diese müssen erarbeitet werden, man kann sie nicht einfach „weglesen“, denn man wird beim Lesen zum Betroffenen.
Es ist kein Selbsthilfebuch, bei dem es darauf ankäme, ein vorgekautes Rezept nachzuvollziehen, um es anschließen abzuarbeiten. Um sich dann wohlig zurückzulehnen, in dem Gefühl, es endliche intus zu haben. So einfach ist es leider nicht. Gelingende Kommunikation (auf Augenhöhe) ist ein nie endender Prozess. Und wir werden dabei weiter Fehler machen. „Wir werden [dabei] verletzen und verletzt werden. Doch nur, wenn wir einander nicht für immer auf eine Position festnageln, wenn wir uns selbst und andere nicht auf starre Perspektiven festlegen, werden wir gemeinsam weiterkommen.“