DrQuinzel Ich dachte mir schon, dass der schweigsame Ludger nicht ihr Vater sein kann, als mir aber langsam die Seiten ausgingen und sich das ganze immer noch nicht wirklich aufgeklärt hatte, fand ich mich damit ab, dass dieses Buch leider nicht so stark endet, wie es nach meinem Empfinden begonnen hatte. Immerhin gab es dann wenigstens noch einzelne Antworten und noch weiter schöne Bilder.
Gegen Ende wurde mir zu vieles nur angedeutet und dieses «ja, aber dann war alles ganz anders» begann mich zu nerven, schliesslich verzipfelte ich, währenddessen ich wissen wollte, was denn nun war. Billie fragte beispielsweise, ob ihr leiblicher Vater auch Roma sei, Wumms wieder etwas hingeworfen und danach einfach ignoriert. Apropos warum nun Paradise Garden? Habe ich das verpasst oder nicht verstanden?
Billie scheint sich sehr viel mit sich und ihrer Welt zu beschäftigen und vermutlich wird sie dadurch auch etwas altklug wirken und im Vergleich zu Gleichaltrigen seltsam anmuten, sie hatte eine einzige gleichaltrige Freundin, ansonsten umgab sie sich zwangsläufig nur mit Erwachsenen oder war mit ihrem Notizheft allein. Und im Gegenzug dazu lehnte sie sich wie ein typischer Teenie gegen alles auf was ihr nicht ins Weltbild passte, Pippi Langstrumpf Allüren. So gesehen finde ich ihr Verhalten und Erleben glaubhaft und wie von jemandem bereits erwähnt, ohne Smartphone wohl so anfangs 90er Jahren.
Wenn ich mir ins Beweussstein hole dass die 14jährige Billie vieles von diesem Buch geschrieben hat, dann erklärt es mir die für mich nicht immer stimmige und gar unstette Gewichtung und Aufklärung, pubertierend halt.
Billie holt den Leser immer mehr in ihre Welt. Während man sie auf der Sucher nach ihren eigenen Wurzeln begleitet und am liebsten alles aufgeklärt und erklärt haben möchte, kommt man als Leser nicht selten an die Stellen, an denen man sich fragt, wieso wurde Billie nicht von der Polizei aufgegriffen oder warum wurde etwas angesprochen und dann doch nicht darauf eingegangen. Für mich macht es die Erzählerin mit ihren 14Jahren sogar glaubhafter, wenn nicht alles so «erwachsenhaft» rund abgehandelt wird.
Während der flüssig geschriebenen Erzählung hält man sich oberflächlich gesehen oft bei der Beschreibung von Mahlzeiten auf, doch im Grunde sind einige Charakter in dieser Erzählung, und nicht nur im Vergleich zur Hauptfigur, sehr wortkarg und manche haben Geheimnisse und so bleibt vieles ungesagt. Es ist dem Leser überlassen, die Emotionen aus dem Gebäck zu schmecken oder die vielen bildhaften Sätze wertzuschätzen. Zu entdecken und schmunzeln gibt es in diesem Buch wirklich sehr vieles und manches regt zum Nachdenken an oder benötigt eine Leseverdaupause weil man wirklich ganz bei Billie und ihrer Reise ist.
Ich könnte mir dieses Buch sogar als Schullektüre für Teenies vorstellen. Alles zusammen ein sehr angenehmes Lesevergnügen mit vielschichtigen Charakteren und tiefen Emotionen.