Hallo zusammen
Ich habe den ersten Teil in einem Rutsch gelesen. Ich konnte das Buch nicht aus den Händen legen. Mit dem einfachen aber sehr bildhaften Schreibstil schafft es die Autorin, dass man als Leser direkt in das Buch eintaucht und sich komplett auf die Geschichte einlässt.
Die Mutter-Tochter-Beziehung finde ich problematisch. Billie ist ihrer Mutter sehr zugetan und macht und akzeptiert alles, was passiert, ohne sich zur Wehr zu setzen. Wie es @LouSawyer schön schreibt: Billie kompensiert die Unpässlichkeiten der Mutter. Dies stört mich ein wenig, gerade auch mit Blick auf das Alter von Billie. Sie sollte doch eigentlich rebellieren und nicht alles einfach so hinnehmen.
Gerade WEIL die Beziehung zwischen Mutter und Tochter und deren nachbarschaftlichen Umfeld sehr harmonisch ist und die beiden einen sehr empathischen Eindruck machen, stört mich etwas an der Situation als die Grossmutter ins Leben tritt. Ganz ehrlich: Ich kann die Beziehung nicht richtig nachvollziehen. Die Mutter stellt die Grossmutter (entgegen ihrem sonstigen Verhalten) quasi über Billie, und spediert diese sogar aus ihrem eigenen Zimmer aus. Ich hinterfrage in diesem Zusammenhang auch das kindliche Verhältnis zwischen Mutter und Grossmutter. Denn wäre Marika in der Tat von der Grossmutter derart furchtbar behandelt worden, würde diese die Grossmutter nach so vielen Jahren der Unabhängigkeit doch nicht von einem Tag auf den anderen wieder bei sich aufnehmen? Auch das Verhältnis zwischen Billie und der Grossmutter dünkt mich komisch. Einerseits scheint die Grossmutter sehr zu stören (v.a. wenn Marika in der Nähe ist) aber andererseits verschwört sich Billie auch mit der Grossmutter und scheint viel Zeit mit ihr zu verbringen.
Aus meiner Sicht scheint der Begriff der ,,Freiheit’‘ und ,,Familie’‘ ein zentraler Punkt in dieser Geschichte (oder zumindest im 1. Teil zu sein). Lea meinte einmal in einem Satz, dass Billie nun endlich eine Familie habe. Und mein erster Instinkt war: ,,Nö, sie hat doch eine Familie…’'. Ja, denn es ist eine kunterbunte (von Marika) selbst gewählte Familie: Billie und Marika, Luna, Ahmed, Uta und Heinz, und irgendwie auch Lea.
Zum Begriff Freiheit: Schon der Titel ,,Paradise Garden’' (Ein Coupe mit Kokos-, Maracuja- und Erdbeereis in der Gelateria Venezia) impliziert, dass es in diesem Buch auch um die persönliche Freiheit geht. Was Marika unter Freiheit versteht, kommt im ersten Teil gut raus:
- Einkaufen
- spontan sein
- Nissan fahren
- Florida
- Zigis halb fertig rauchen
Für Billie würde ich folgende Begriffe verwenden:
- ein schönes neues Kleid kaufen
- Coupe essen :-)
- Mit Marika Unternehmungen tätigen
Ich denke, im weiteren Verlauf der Geschichte wird Billie noch selber erfahren dürfen, was für sie Freiheit bedeutet.
Zum Schluss möchte ich noch etwas anmerken, was mich wirklich gestört hat. Dabei geht es um den Bruch mit Lea. Ich tue mich noch immer schwer, wie das möglich ist, dass eine Person, die sich wünscht, ewig mit einem befreundet zu sein, hintenrum so tut, als ob sie Billie mit der Freundschaft nur einen Gefallen tut (im Sinne von Almosen). Billie geht ohne Tschüss zu sagen mitten in der Nacht davon und Lea kommt nicht mal in den Sinn, sich zu melden? Wie merkwürdig ist das denn bitte. Billie tut mir wirklich leid. Eine solche Behandlung hat keine Person verdient. Noch dazu wenn man berücksichtigt, in was für einem Umfeld sie aufwächst (häusliche Gewalt, Depressionen, Armut etc.). Deswegen kann ich den Ausführungen von @LouSawyer nicht ganz folgen. Marika kann ihre Tochter nicht abschirmen (nicht wie vielleicht Eltern wie die von Lea das könnten). Sie versucht wohl einfach, das alles für Billie erträglicher zu machen.
Ich gehe nun mit folgenden Fragen in den zweiten Teil:
- Was hat es mit der Krankheit mit der Grossmutter auf sich? Ist dies allenfalls einfach eine Lüge? Wenn ja, warum?
- Was ist mit der Mutter? Ist sie etwa krank und hat die Grossmutter unter einem Vorwand zu sich geholt, damit Billie nicht allein ist?