Ja, dieser dritte Teil war streckenweise ziemlich happig!
Nachdem Dian ihr Ziel fürs erste erreicht hat, lähmt sie die Einsamkeit - und ich denke, dass alles ihre letzten Reserven an physischer und psychischer Energie aufgefressen hat, dass sie überhaupt keinen Antrieb mehr zu irgendwas hatte - da brauchte es eine Art ‘Raketenzündung’, die sie in der Begegnung mit dem Gorilla erlebte. Sehr speziell fand ich dieses Kapitel, weil Leonard aus der Perspektive des Tieres und seines Lebensgefühls schreibt - und wie Dian die Tiere und ihr familiäres Verhalten idealisiert, zeigt irgendwie, was ihr verlorenes, nie wirklich gekanntes Paradies ist: Geborgenheit in einer (offenen) Familie. - Dass Gorilla’s durchaus auch anders können, muss sie dann schmerzlich und schockierend erleben…
Es ist tatsächlich beeindruckend, mit wieviel Akribie und Engagement sie sich in die Aufgabe hinein kniet. Aber auch hier kommt wieder ihre rücksichtlose, fast arrogante Seite zum Ausdruck, wenn sie den ‘Wilderern’ begegnet. Natürlich ist das Jagen im Naturschutzgebiet verboten - nur müssen die Menschen von etwas leben. Die Episode im Dorf zeigt (m.E.), dass die Menschen tatsächlich jagen, um zu leben - und nicht aus Profitgier. Sie sind auch bereit zu teilen, gar das beste her zu geben. - Zudem ist es inkonsequent, denn Dian löffelt ihr Cornedbeef, sicher nicht bio und artgerechte Tierhaltung…
Zurück im Lager läuft sie in offene Messer. Während Sanweckwe die Situation erkennt, richtig einschätzt und zur Flucht ruft, hat sie das Gefühl, kämpfen zu müssen und siegen zu können - eine mehr als falsche Einschätzung, die sie mehr als teuer zu stehen kommen wird… und die wohl ihre bereits lädierte Psyche zum Übermass strapaziert… Tante Maura’s Einschätzung fand auch ich passend.
Dass Dian nach dem Tod der drei Jungs austickt, kann ich an sich nachvollziehen. Was sie erlebt hat, hat sie verdrängt - doch war die Bombe keineswegs entschärft - dieser Funke hat sie gezündet. Ungerächt blieb ihr eigenes Leid - nun soll wenigstens das Leid dieser Dreien gerächt werden - damit nicht weiter Schreckliches passiert… So sehe ich es.
Ja, und dann der neue Aufbruch: es ist einfach zu viel Hass in Dian, sie schafft sich Feinde, noch und nöcher - da kann man nur über die treuen Gefährten, gar Freundinnen staunen! Vatiri taucht hier zum ersten Mal auf und er wird auch am Ende dabei sein - Sanweckwe wird sicher wieder auftauchen, denn auch er ist im Weiteren wieder drin.
Die Geschichte mit dem Ausreissen nach Hambur, die wurde dann unvermittelt wieder aufgenommen, da war bei mir der Faden eigentlich schon gerissen… und ich musste zuerst schauen, wo ich ihn anknüpfen soll! - und die Geschichte ist noch nicht fertig - wie wird die Rückkehr zu den Price’s sein?!
Ja, dass Alexie tatsächlich bei Dian’s Eltern telefoniert, kann ich tatsächlich weder verstehen noch nachvollziehen! Nachdem er erlebt hat, wie die Eltern mit Dian umgehen, wie sie nur bewaffnet (!) im Elternhaus übernachtet… empfinde ich es als Verrat - und frage mich, ob da noch wirklich Liebe im Spiel ist… Alexie müsste spätestens jetzt spüren, dass er diese Frau nicht nach seinen Wünschen dressieren kann!
Wie gut, dass Dian in den beiden Frauen Freundinnen und Gefährtinnen finden, die die Zwiespältigkeit der Person aushalten und Dian nehmen können wie sieist.
So bin ich gespannt, wie die Geschichte sich weiter entwickelt - aber nach dem Einstieg mit dem Weihnachtsfest, wird da kaum mehr Friede-Freude-Eierkuchen werden! Schade, dass Dian nicht mehr Fingerspitzengefühl hatte und sich so viele Feinde schuf - und es ihr scheinbar egal war, weil sie sich im Recht glaubte. - Eine faszinierende Frau voller Potential - und gleichzeitig eine unglaublich tragische Struktur!