Zwischen den Buchdeckeln mit dem farbgewaltigen Cover befinden sich die Geschichten von Yejide und Darwin, die abwechselnd aus ihren Perspektiven von ihren Leben erzählen und deren Wege sich im Verlauf auf bedeutsame Weise kreuzen.
Beide leben auf der karibischen Insel Trinidad. Sie, Yejide, wohnt mit ihrer Familie ausserhalb der fiktiven Hauptstadt in einem alten Haus. Seit vielen Generationen hat immer eine Frau ihrer Familie die Gabe und Bürde, den Tod zu sehen und mit Verstorbenen in Kontakt zu sein. Dieses besondere Erbe übernimmt Yejide im Lauf der Geschichte mit dem Tod ihrer Mutter.
Der zweite Protagonist, Darwin Emanuel ist bei seiner Mutter als Rastafari aufgewachsen und hat das Gelübde der Nasiräer abgelegt, weshalb er lange Rastas trägt und ihm (unter anderem) den Umgang mit dem Tod untersagt ist. Als er aus finanziellen Gründen gezwungen ist, in die Hauptstadt zu ziehen und dort einen Job als Totengräber auf dem Stadtfriedhof anzunehmen, muss er gegen sein Gelübde verstossen und seine Mutter wendet sich von ihm ab.
Im Laufe des Buchs wird eine anfänglich feine Spannung aufgebaut, die sich kontinuierlich aufbaut und schliesslich im blutigen Kampf und Sturm entlädt, so dass sich ein friedliches Ende ergibt und ein stimmiges Gleichgewicht zwischen Leben und Tod entsteht.
Die Geschichte greift Themen wie die lokale wirtschaftliche, gesellschaftliche und spirituelle Situation vor Ort, sowie die Rolle der Frauen, von Traditionen und Familiengeschichten auf. Leben und Tod bilden den Rahmen. Und neben all diesen Themen wird auch eine Liebesgeschichte erzählt.
Ayanna Lloyd Banwo gelingt in ihrem Debütroman eine ausgezeichnete Beschreibung der Atmosphäre vor Ort. Dadurch erlebt man beim Lesen die Farben, Geräusche und Düfte auf der Karibikinsel mit. Dass die Autorin selbst Wurzeln in Trinidad und Tobago hat, glaubt man zweifellos.
Sämtliche Spielplätze sind fiktiv. Zeitlich spielt die Geschichte im aktuellen Jahrtausend. Technische Entwicklungen spielen aber nur eine untergeordnete Rolle, weshalb dieser Umstand von geringer Wichtigkeit scheint.
Die Besonderheiten der kreolisch verfassten Originalversion hat die Übersetzerin zu erhalten versucht, was sich an gewissen Stellen als sprachliche Stolpersteine äussern kann.
Durch die wechselnden Erzählperspektiven und die aufgegriffenen Themen, die durchaus etwas rätselhaft wirken können, wenn man in der karibischen Literatur nicht bewandert ist, benötigt der Einstieg ins Buch etwas Durchhaltewille, der aber belohnt wird und einem auf eine Reise in eine unbekannte, mystische Welt mitnehmen wird.