sarah_frick
Als geschichtsinteressierter Mensch gefällt mir das Spiel zwischen wahren und fiktiven Personen/Begebenheiten in “Bergleuchten” sehr gut, beispielsweise die Rolle von Louis Favre während des Tunnelbaus oder auch die Rede von Simeon Bavier im Prolog - die ja von Helenes (noch unbekannten) Mann sehr kritisiert wird. Allgemein positiv ist die gelungene geschichtliche Exaktheit, so auch die Einführung des Dynamit und die damit verbundene Skepsis (auch wenn es zum Zeitpunkt der ersten Transporte von F. Herger schon mehrere Jahre patentiert war).
Die Beschreibungen von Natur und Gegend sind sehr ausführlich und dennoch verständlich und man hat direkt eine gewisse Vorstellung von der Umgebung - insbesondere wenn man selbst schon da war.
Zu Beginn war es für mich einigermassen schwierig, so viele Namen zu verarbeiten, besonders auch in Bezug auf die Berufe und Rollen der Figuren, aber da kommt man mit fortlaufendem Lesen immer besser rein.
Helene wirkt auf mich wie eine aufgeweckte Person, die durch ihre Cleverness und Lernbegier viele ihrer Mitmenschen beeindrucken kann, seien es die Einwohner*innen von Göschenen oder L. Favre. Sie ist sehr verbunden zur Umgebung und zu den anderen Menschen, aber dennoch ist mir zu grossen Teilen unklar, welche Wünsche und Träume sie hat, auch wenn ich das Gefühl habe, dass sie eigentlich die Fuhrhalterei ihres Vaters übernehmen möchte.
Allgemein besteht dieses erste Drittel enorm aus Kontrasten, beispielsweise:
- Göschener - Italiener
- Nordtunnel - Südtunnel
- Fuhrhalter (konservativ) - Favre/ allg. Tunnelbau (progressiv)
Auch die Unterschiede zwischen Helene und Paula lassen sich hier erwähnen, Helene, die im Hier und Jetzt lebt und nicht wirklich vor hat, Göschenen und die Region zu verlassen, Paula, die von der Heirat träumt und in die Stadt ziehen will.
Gut möglich, dass man hier bald auch “Peter - Piero” aufführen kann, je nachdem wie sich die Konstellation mit den beiden neuen Bewohnern bei den Hergers entwickelt.
Bin gespannt, wie sich die nächsten Kapitel entwickeln, insbesondere in Bezug auf mögliche Konfliktpotenziale, die schon bald eine wichtigere Rolle einnehmen könnte, beispielsweise die Fuhrhalter wie Urs Gisler gegen Favre und Tunnelbauer oder der Tunnelbau und die damit verbundene Gefahr für die Mineure, die bereits gegen Ende des Drittels angedeutet wird.