Hoi Zäme, Hier mein Eindruck zu den ersten beiden Teilen:
Die ersten Leseminuten machen so richtig Spass. Das fängt schon beim Buch selber an, das eines der schönsten Cover hat, die ich in der letzten Zeit gesehen habe. Man bekommt richtig Lust, die erste Seite aufzuschlagen und in die karibische Welt einzutauchen.
Und das geht nahtlos weiter so. Die Autorin versteht es diese Welt so zu beschreiben, dass man den Wind hören, den Geruch des Essens riechen und die Nässe auf den Blättern selber spüren kann. Ich habe über 10 Jahre in Lateinamerika gewohnt und hatte beim Lesen richtige ‘Flashbacks’. Ok, wir wollen jetzt nicht diskutieren, ob Trinidad-Tobago als ehemalige Englische Kolonie zu Lateinamerika gehört oder nicht, aber egal. Das Leben und Pulsieren einer Grossstadt in der Region beschreibt die Autorin meisterhaft.
Leider kommt jetzt das ‘aber’. Nach einigen Seiten erschöpft sich diese Stimmungsmalerei etwas, und es ist weit und breit keine Geschichte in Sicht, die einem fesseln könnte. Die feine Andeutung in der Szene, als zum ersten Mal ein Umschlag mit Geld auf dem Friedhof die Hand wechselt, oder das verkorkste Verhältnis zu den Eltern sind nicht genug, um einen echten Konflikt zu etablieren. Also liess ich mich einfach von den Stimmungsbildern treiben. Aber ich verstehe, dass hier wohl einige Leser gelangweilt das Buch zur Seite legen würden.
Dafür bricht das Unheil (oder die Unheile?) dann umso gewaltiger und unvermittelt über die Protagonisten herein, und es ist garantiert nicht mehr langweilig. Ich hätte mir trotzdem gewünscht, dass dieser Spannungsbogen etwas länger und subtiler aufgebaut worden wäre.
Noch ein Wort zum Innenleben der Hauptpersonen. Die Autorin scheint eindeutig mehr Interesse an Yejide als an Darwin zu haben. Seine Einführung und die spirituelle/ psychologische Entwicklung kommen irgendwie etwas oberflächlich, teils auch klischeehaft herüber. Bei Yejide hingegen schwelgt der Text richtig, am extremsten in den assoziativen Fetzen mit denen ihre Vision beschrieben wird. Und, um ganz ehrlich zu sein, ich konnte teilweise nicht mehr folgen und war verwirrt. Bei Samarago mag es akzeptabel zu sein, dass man einen Satz bzw. Absatz dreimal lesen muss, bis man ihn begreift. Bei dieser Art von Roman jedoch funktioniert das nur beschränkt.
Aber ich müsste lügen um zu behaupten, dass ich mich nicht auf den dritten Teil freue.