Da erst ab morgen über die Geschichte als solche schreiben werden, beschränke ich mich heute auf das, was das Buch sprachlich ausmacht. Ich habe sogar einen Ausschnit in englischer Sprache lesen können und konnte meine Vermutung bestätigt finden, dass Doireann vor allem eine Dichterin ist, die ihre Muttersprache (eigentlich ist sie zweisprachig -gälisch/englisch) virtuos und sehr dicht einsetzt. Die Sprache wechselt ihre Farbe, wenn sie über die Jetzt-Zeit und die Vergangenheit schreibt. In den Passagen, in denen es um das alte Gedicht geht, malt hre Sprache lebendigere, blutige Farben.
Das Gedicht wird quasi zum Rückgrat der Geschichte. Mich fasziniert die gälische Sprache, auch wenn ich sie zu wenig beherrsche, um den Originalwortlaut geniessen zu können. Störend aufgefallen ist mir jedoch, dass die deutsche Übersetzung gegenüber der englischen blass und teilweise “falsch” anmutet. Betrachte ich auf Seite 83 die Zeilen “where sheep grow plump, ” und lese im Deutschen “ die fetten Schafe gedeihen”, dann ist das für mich das falsche Bild! Es geht im Englischen nicht um “fette” Schafe!! Es geht um Schafe, die plump werden - weil sie trächtig sind und n den letzten Tagen vor dem Ablammen sich schwerfällig (sic plump) bewegen. Ich vermute sogar, dass der Übersetzer ein Stadtmensch ist, der nie hochträchtige Schafe in Bewegung gesehen hat. Es ist mir beweusst, dass es twas vom Schwierigsten ist, ein Gedicht in eine andere Sprache zu übertragen, weil jede Sprache ihr ureigenes Temperament, ihre Seele und ihre Blder hat. Vermutlich wird die gälische Zeile noch deftiger in ihrer Bildkraft sein als das Englische. Denn das Gälische ist eine alte keltische Sprache, die viel klarer beim Namen nannte als die (verfeinerten) modernen Sprache. Denn unser Weltbild, unser Denken ist völlig anders als das im 13. Jahrhundert, als das Gedicht niedergeschrieben wurde.
Das macht es uns so schwer, uns einzufühlen in die damalige Welt. Allein das Englische ist schon zu weit weg vom Gälischen, das Altenglische wäre passender, aber das können heute nur noch Wenige lesen.
Ich habe über die Dichterin Doireann recherchiert: ihre Themen n Gedichten und Prosa sind birth, death, desire and domesticity (Geburt, Tod, Verlangen und Häuslichkeit) wobei die Körperflüssigkeiten der Frau wie Blut, Milch und Wasser eine sehr grosse Bedetung zukommt.
In jedem Fall ist “Ein Geist in der Kehle” kein Roman, eher eine poetische Prosa - ein Hybrid wie englische Kritiker schrieben. Und der Text ist konsequent weiblich in Ausdruck nd Blickwinkel.