Y_Ninck Findest du, man sollte das Produkt vom Künstler trennen? Konkreter: Wenn ein Künstler schlechte Dinge macht, sollte man dann auch das Produkt meiden?
+ Stellamara Tatsächlich eine sehr schwierige Frage! Die Problematik kenne ich vor allem von Deutschland, wo man sich Gedanken darüber macht, Strassen, Plätze, Schulen, etc. umzubennen, weil die Personen nicht per se vorbildlich waren - und/oder auch weil sie menschenverachtendes Gedankengut propagierten (und lebten). Hier in der Schweiz habe ich das Gefühl, dass man mit der Thematik weniger konfrontiert ist und sich daher dieser Frage auch nicht so stellt. -
Wenn man das Bild der Röhre benutzt, besagt dieses, dass Wasser, das durch eine schmutzige Leitung läuft, ebenfalls verschmutzt oder zumindest kontaminiert wird. - Ob das auch auf Kunst zutrifft? Und wenn ja, was würde das bedeuten?
Stellamara Wenn man allem nachforscht und nur ‘Unbedenkliches’ konsumieren dürfte, dann wäre die Auswahl (egal ob Literatur, Food, Kunst,..) sehr eingeschränkt.
Dem stimme ich zu: das beste wird sein, zu differenzieren und Künstler / Kunst zu trennen. Bei anderen Produkten wie Essen, Kleider, etc. denke ich, ist die Verantwortung noch einmal eine andere. Wenn ich weiss, dass das, was ich konsumiere sowohl andere Mitmenschen und/oder die Schöpfung ausbeutet, dann muss ich m.E. klar Stellung beziehen - und wenn möglich auch verzichten. - Wenn ich ein ‘Kunstprodukt’ mag, dessen Urheber ‘nicht über alle Zweifel erhaben ist’, dann müsste ich das ggf. kommunizieren, damit man andere nicht vor den Kopf stösst und klar machen, dass ich um die Differenz weiss. So gesehen müsste ‘nur’ menschenverachtende Literatur/Kunst abgelehnt werden. - Und auch da ist dann offen, was damit gemeint ist… Die Frage ist wohl der Quadratur des Kreises nahe…
Und vielleicht als kleiner Zusatz: es wird wohl kaum einen Menschen geben, bei dem Ideal und Wirklichkeit nicht auseinander klaffen - die Frage ist ‘bloss’, wie gross der Spalt ist - und wer/wieviele hinein stürzen… (mich selber eingeschlossen…)