Hallo zusammen! Ich liebe Gedichte! Geht es euch ähnlich? Was sind eure Lieblingsgedichte? Meines ist “An die deutschen Soldaten im Osten” von Bertolt Brecht oder aber auch: Die Bücherverbrennung - Bertolt Brecht Als das Regime befahl, Bücher mit schädlichem Wissen Öffentlich zu verbrennen, und allenthalben Ochsen gezwungen wurden, Karren mit Büchern Zu den Scheiterhaufen zu ziehen, entdeckte Ein verjagter Dichter, einer der besten, die Liste der Verbrannten studierend, entsetzt, daß seine Bücher vergessen waren. Er eilte zum Schreibtisch Zornbeflügelt, und schrieb einen Brief an die Machthaber. Verbrennt mich! schrieb er mit fliegender Feder, verbrennt mich! Tut mir das nicht an! Laßt mich nicht übrig! Habe ich nicht Immer die Wahrheit berichtet in meinen Büchern? Und jetzt Werd ich von euch wie ein Lügner behandelt! Ich befehle euch: Verbrennt mich! Schreibt mir eure Lieblingsgedichte! Und kennt ihr tolle Gedichtbände?

Y_Ninck Leider kann ich mich mit Gedichten (noch) nicht wirklich anfreunden denn ich verstehe sie sehr oft nicht, was mich dann immer ärgert.

Y_Ninck ich liebe die Gedichte von Joseph von Eichendorff (Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort). Mit Wilhem Buschs Gedichten bin ich gross geworden, immer wieder witzig, aber auch tiefsinnig. Rilke, Christian Morgenstern, Ulrich Schaffer und Phil Bosmans mag ich ebenfalls. Eins meiner Lieblingsgedichte handelt von einem alten Häuptling, der teuer eine Muschel erstanden hat, um noch einmal das Meeresrauschen zu hören. Leider finde ich mein Gedichtsbuch aus der Schulzeit gerade nicht, daher kann ich weder den Titel noch den Autor dazu nennen. Was magst du am liebsten?

Y_Ninck Ich lese sehr gerne Gedichte und vor allem Lyrik, weil letztere in ihrer Bildsprache deutungsoffen sind und eine ganze Welt einschliessen. Einer meiner Lieblingsdichter ist Wolfgang Borchert. Über diesen Link kommst Du zu einem (aktuellen) Beitrag des NDR, falls Du diesen Dichter nicht kennst: Wolfgang Borchert /NDR Dann auch Andreas Knapp. Von den Frauen Romie Lie und im Moment entdecke ich Maryse Bodé. Wenn es Reimgedichte sind, dann müssen sie wirklich Rhythmus und Gehalt haben, dass sie mich ansprechen. Silja Walter hat ebenfalls eine ganz eigene (religiöse), lyrische Sprache. Aber es ist schon so, dass man/ich Lyrik nur ‘täfeli-weise’ lesen kann - eben wie ‘Schoggi’ essen - nicht zu viel aufs Mal!

Ich bin eigentlich kein Fan von Gedichten oder Lyrik - viel musste in der Schule gelesen werden. Was mir da spontan in den Sinn kommt, ist Ernst Jandl. Ein experimenteller Lyriker. Und ich mag mich an ein Gedicht erinnern, der in einem Gedichtband stand, welches ich selbst dann abgeändert habe - doch da müsste ich meine schön verpackten Kisten suchen gehen, ich habe nämlich nur noch das Bild des Buches im Kopf und weiss weder Titel noch Name. Und durch einen lieben Freund habe ich Jörn Pfenning kennengelernt: Verirrt Du bist in mein Leben geflogen wie ein Zugvogel der sich auf dem Weg in die Wärme mit Absicht in der Richtung getäuscht hat Und ich ich werde fest daran glauben dass es mir gelingt dich vorm Erfrieren zu bewahren

ENIF Das kann ich sehr gut verstehen! Es gibt aber auch ganz lustige oder einfache Gedichte wie dieses hier von Günter Grass 🙃: Kinderlied Wer lacht hier, hat gelacht? Hier hat sich’s ausgelacht. Wer hier lacht, macht Verdacht, daß er aus Gründen lacht. Wer weint hier, hat geweint? Hier wird nicht mehr geweint. Wer hier weint, der auch meint, daß er aus Gründen weint. Wer spricht hier, spricht und schweigt? Wer schweigt, wird angezeigt. Wer hier spricht, hat verschwiegen, wo seine Gründe liegen. Wer spielt hier, spielt im Sand? Wer spielt, muß an die Wand, hat sich beim Spiel die Hand gründlich verspielt, verbrannt. Wer stirbt hier, ist gestorben? Wer stirbt, ist abgeworben. Wer hier stirbt, unverdorben, ist ohne Grund verstorben.

Stellamara Wow! Du scheinst eine richtige Gedichtsliebhaberin zu sein! Das mit dem Häuptling tönt auf jeden Fall interessant. Wäre spannend den ganzen Text zu sehen 🙃. Magst du dich noch an den Titel des Gedichtsbuches erinnern? Ich liebe die meisten Gedichte von Bertolt Brecht. Ich habe aber auch einen Gedichteband von Gottfried Benn, den ich aber als Person an sich eher problematisch finde, was bei Brecht nicht der Fall ist. Findest du, man sollte das Produkt vom Künstler trennen? Konkreter: Wenn ein Künstler schlechte Dinge macht, sollte man dann auch das Produkt meiden?

Schoma Mit den Häppchen stimme ich dir auf jeden Fall zu! Dann liest du eher modernere Gedichte?

Trylanfyrr Jaaa! Ernst Jandl! Ich liebe ihn! Schtzngrmm, sein bekanntestes Gedicht, gefällt mir am besten: schtzngrmm schtzngrmm schtzngrmm t-t-t-t t-t-t-t grrrmmmmm t-t-t-t s———c———h tzngrmm tzngrmm tzngrmm grrrmmmmm schtzn schtzn t-t-t-t t-t-t-t schtzngrmm schtzngrmm tssssssssssssss grrt grrrrrt grrrrrrrrrt scht scht t-t-t-t-t-t-t-t-t-t scht tzngrmm tzngrmm t-t-t-t-t-t-t-t-t-t scht scht scht scht scht grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr t-tt Das Gedicht von Jörn Pfenning liest sich auch wirklich unglaublich schön!

Ich bin mehr so die für “lustige” Gedichte… Ottos Mops: ottos mops trotzt otto: fort mops fort ottos mops hopst fort otto: soso otto holt koks otto holt obst otto horcht otto: mops mops otto hofft ottos mops klopft otto: komm mops komm ottos mops kommt ottos mops kotzt otto: ogottogott oder das ewig lange “Die Made hinter eines Baumes Rinde” Geniale Werke!

almalu Ottos Mops finde ich nicht nur sehr lustig, sondern auch einfach nur genial gemacht! Da muss man schon Talent für haben!

Gedichte/Lyrik

Y_Ninck

Stellamara Ich sehe das ziemlich ähnlich. Getreu nach dem Sprichwort: Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.

Dennoch höre ich beispielsweise die Musik von Michael Jackson nicht, obwohl ich sie gut finden würde.

Stellamara

Y_Ninck da dürfte ich vieles auch nicht mehr hören… Ich mag die Musik der Jackson five, findes es aber nicht gut, wie die Kinder vermarktet/angetrieben wurden. Janis Joplin, the Mammas and the Pappas u.v.m. mit dem Drogenkonsum ist beschi…

Ich dürfte keine amerikanischen Filme mehr sehen, weil diese Industrie ihre Schauspieler kaputt macht u. /o. verglorifiziert.

Alles darf man sich gar nicht vorstellen, sonst kann man sich gleich in sein Zimmer einsperren und nur von Selbstgepflanztem (sofern das Saatgut und die Erde niemandem schadet) leben. Tablet und Bücher wären auch passé, benötigen ja Strom bzw. Bäume fürs Papier…

Y_Ninck

Stellamara auf lyrikline.de kannst du dir "Schtzngrmm" von Ernst Jandl vorgelesen anhören.

Das “Seepferdchen und Flugfische” tönt sicherlich auch sehr lustig!

Y_Ninck

Schoma Ich stimme dir in vielen Punkten zu. Ich finde es aber auch schade, wenn man Plätze und Strassen umbenennt, da es etwas öfffentliches ist. Denn: Wo setzt man an? Wann ist jemand genug ‘böse’, um ihn aus unserer Geschichte zu verbannen? Schliesslich können uns solche Plätze und Strassen auch an eben solche schlimmen Dinge aus der Vergangenheit erinnern, die wir nicht verbannen sollten.

Schoma

Y_Ninck Da hast Du vollkommen recht - alles hat seine zwei Seiten - und wir können uns nunmal keine cleane Welt erschaffen - da ist es gut, auch dazu zu stehen - Erinnerung als Mahnmal. - Daher finde ich den pragmatischen Umgang mit dem Thema in der Schweiz passend.

Stellamara

Schoma so pragmatisch gehen wir in der Schweiz auch nicht mit diesem Thema um (z. B. Haus zum Mohr oder Gebäck Meitlibei).

Bei Plätzen und Strassen ist es auch schwierig. Wieviel Tod und Verdamnis muss Jemand verursachen, bis ihm/ihr kein Strassenname mehr zusteht? Hat ein Land das Recht alte Tempel, Kirchen, Buddhastatuen etc. abzureissen weil die Mehrheit nun einen anderen Glauben hat? Wird dadurch die Herkunft zerstört oder schafft es Platz für Fortschritt? Für ein menschliches Gehirn ist es sicher auch unmöglich alle Konsequenzen unserer Handlungen vorher zu sehen.

Y_Ninck

Stellamara Das stimmt definitiv!

Eine Hitler-Statue würde ich jetzt zum Beispiel eher ablehnen.

Aber was wäre beispielsweise mit einer Napoleon-Statue? Er wird eher noch heroisiert, obwohl er auch viel Leid gebracht hat…

Schoma

Stellamara′pragmatisch’ bezog sich von meiner Seite nur auf Denkmäler, das habe ich vielleicht zu wenig genau definiert. Jedenfalls habe ich unlängst einen Artikel zu dieser Thematik gelesen, der bei mir diese Resonanz/Meinung begründet hat.

Y_Ninck

Stellamara Das stimmt! Soweit könnte man es treiben… Wie gesagt, wo liegen die Grenzen…?

Y_Ninck

Schoma Aber ich finde du hast schon recht. Den Umgang mit Denkmälern in der Schweiz finde ich auch angemessen. Einzig wenn es dann um Strassennamen ändern geht… Da kann man darüber streiten.

Schoma

Y_Ninck Findest du, man sollte das Produkt vom Künstler trennen? Konkreter: Wenn ein Künstler schlechte Dinge macht, sollte man dann auch das Produkt meiden?

+ Stellamara

Mir ist soeben dieser Austausch betreff ‘Auseinander dividieren von Künstler + Kunst’ in den Sinn gekommen - denn in dem Büchlein Wie das Summen der Bienen machte Beckwermert darauf aufmerksam, dass der Schöpfer der Biene Maja Antisemit war und in der Geschichte rassistische Aussagen vorkommen, sowie (bewusste?) Fehlinformationen. - Das war mir gar nicht bewusst - und die Biene Maja, begleitet von Karel-Gott’s-Schmacht-Hit’ flog nicht nur durch meine Kinderstube…

Ja, man kann gar nicht immer wissen, wovon man ‘infiltriert’ wird…

Y_Ninck

Schoma Hmm, tönt mega interessant. Aber auch mega schockierend! Ich habe als Kind oft Biene Maja geschaut… Ob ich wohl jetzt “infiltriert” bin? 🤔

Stellamara

Schoma was uns wohl jetzt auffallen würde, wenn wir die Sendung wieder schauen (oder das Buch lesen) mit dieser Hintergrundinfo zum Autor

Schoma

Y_Ninck Weisst Du, ich denke, dass wir heute viel sensibler mit dem Thema umgehen - und womöglich wittern wir Diskriminierung und Rassismus, wo vielleicht keiner war/ist? - Es ist wirklich kein einfaches Thema und der Umgang damit ein Tanz auf Glatteis oder auf schmalem Grat…. Kann auch sein, dass die späteren Versionen und die Verfilmung den Standards angepasst und gebügelt wurden. -?- Und letztendlich ist ja immer auch die Frage, was der/die einzelne macht und lebt.

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