Fanny
Hallo Fanny
Das beste Buch für mich war Die Schatten der Ahnen. Die Autorin Franziska Laur, eine Urenkelin des Bauernführers und ersten Sekretär des Schweizer Bauernverbandes Ernst Laur, hat mit „Die Schatten der Ahnen“ eine ungeschminkte, 375 Seiten umfassende, bebilderte Rückschau auf den „Niedergang einer Schweizer Familiendynastie“ – so lautet der Untertitel – gehalten. Die Journalistin, die in Brugg geboren wurde und heute in Rheinfelden lebt, hat nach ihrer Pensionierung ein Buch über ihre Familie in Angriff genommen und in nur sechs Monaten vollendet. Das Material dazu hatte sie ihr Leben lang gesammelt. Zum Aufstart dreht sich erst alles um ihren Urgrossvater Ernst Laur (1871 – 1964). Er war 39 Jahre lang Bauernverbands-Direktor – im Volksmund Bauerngeneral, Bauernheiland oder achter Bundesrat genannt – und seine Nachkommen. Sein Sohn und Franziska Laurs Grossvater Rudolf Laur-Belart (1898 – 1972) war ein berühmter Archäloge und leitete die Ausgrabungen der Römersiedlungen Augusta Raurica und Vindonissa. Die rauschenden Familienfeste auf dem Landgut der Familie Laur in Effingen im Fricktal werden ausführlich beschrieben. Jubiläen des Urgrossvaters Ernst Laur waren inszenierte, unvergessliche Ereignisse mit Empfangsreden, üppigen Mahlzeiten, bei denen sich die Tische unter der Last der aufgestellten Speisen bogen mit anschliessenden Theateraufführungen in der Scheune. Bundesräte und ausländische Bauernpräsidenten ehrten den Bauernkönig Ernst Laur. Arnold, ihr Vater, schreibt Franziska Laur, hätte das Pech gehabt, als Sohn eines erfolgreichen Vaters und als Enkel eines übermächtigen Grossvaters auf die Welt zu kommen. Beide versuchten, aus Arnold einen erfolgreichen Mann zu formen. „Er hätte ein glückliches Leben haben können, wenn er nicht von seinem Vater so verformt worden wäre“, schreibt die Autorin. Arnold schaffte es erst mit Mühe zu einem Buchhändler am Existenzminimum, später arbeitete er in der Basler Chemie. Daraufhin versuchten die Ahnen, seine Söhne Andres und Christian zu formen. Aber diese zogen es vor, in den 68er-Jahren für ein Jugendzentrum in Basel zu kämpfen. „Ich bin nicht mein Alter. Er ist depressiv, Alkoholiker und medikamentenabhängig. Und er hat sich von seinem Vater und Grossvater kleinhalten lassen“, sagt Andres im Buch. Es ist schmerzhaft, den Absturz der Brüder von Franziska Laur in die Drogensucht zu erleben. Mit 29 Jahren starb Andres an einer Überdosis und mit 58 Jahren Christian an Krebs.