Fanny
Nun wage ich einen Anfang zum ersten Teil:
Freier Wille?
Was mit einem Paukenschlag oder Augenstich beginnt, wird schnell tiefgründig und feinsinnig. Unscheinbares fügt sich zusammen zu einem Bild, wo der freie Wille verdeckt oder offen, verdrängt oder verleugnet oder unterdrückt überall durchscheint. Leicht kann man sich hinter äusseren Vorgaben, Rollen, Konventionen, Obrigkeitshörigkeit und vermeintlichem Gehorsam verstecken. Aber leise braut sich etwas zusammen, weg von der gewohnten und allgemein akzeptierten Verlogenheit hin zu mutig gelebtem Leben. Vom ersten Satz an wird deutlich, dass da noch andere als die offensichtlichen Kräfte verborgen und am Werk sind: ein inneres Wachsein, ein Aufbrechen, ein Innewerden von tieferem Mut und Kompromisslosigkeit, mit denen der Autor unscheinbar, leise aber bestimmt auf eine Revolution, einen Umbruch, einen Aufbruch hinsteuert. Von einer inneren Gewissheit getragen steigt Susanna zu Anton auf den Bock, teilt ihr Brot mit ihm - tätige Reue oder Wiedergutmachung? – und befreit sich so von der inneren Last des Augenstichs.
Gespannt bin ich, wie sich Susanna durch die Wirren ihrer (und unserer Zeit) bewegen wird, wie sie ihren freien Willen bewahren, leben und immer neu finden kann in einer Welt irregeleiteter Ideologien, des Umbruchs und der offenen Zukunft.