Das Buch mit den zwei W. Eine Wucht mit geballter Wut.
Selbstmord während der Pandemie. Mit einem Knall landet man in dieser Geschichte und sie hält einen fest, denn es werden schwierige Themen behandelt. Fixe Familienstrukturen, Aufopferung für die Familie, ungleich verteilte Familienaufgaben, Überforderung in der Familie, Feminismus, Pubertät, Selbstfindung, Gewalt gegenüber Frauen, Rache und auch Gewalt, die aus Rachegefühlen entsteht.
Die Themen im Buch sind wichtig und sie wirken nach. Ich habe die Geschichte nicht aus der Sicht von Helene gelesen, die vom Balkon gesprungen ist, sondern aus der Sicht von Sarah, die den Platz ihrer einst besten Freundin versucht einzunehmen, weil sie sich verpflichtet, fühlt dies zu tun, auch wenn sie dabei fast zugrunde geht. Ja, es ist ein wütendes Buch und ich bin davon überzeugt, dass Helene nicht wegen der Pandemie gesprungen ist, sondern weil sie ein Leben lebte, das ihr nicht mehr gefallen hat, vielleicht noch nie gefallen hat, weil sie ihre Träume aufgegeben hat und sich selbst nicht mehr gespürt hat.
Die Pandemie war von vielen Menschen verflucht und gehasst und für viele auch Schuld an allem. Ich jedoch habe während der Pandemie gar nicht so viele Einschränkungen für mein Privatleben empfunden. Vielleicht meinem Wohnort geschuldet, aber vielleicht auch, weil mein Leben aus viel Natur, wenig Konsum und meiner Familie besteht und all das war für mich gar nicht eingeschränkt. Ich habe die Ruhe genossen, die auf den Strassen herrschte und ich habe die leere Stadt genossen. Von daher lässt uns das Buch mit der Frage zurück – wer hat die Wut ausgelöst und warum musste erst so viel Wut entstehen?