Welch unglaubliches Finale in diesem vierten Akt! Nachdem das Ende des dritten Akts für mich bereits einen Höhepunkt darstellte. Aber die Spannung steigt noch mehr und obwohl Philip Taiwo den Auftrag von Emeka abschliesst und die Umstände, die zu Kevins Tod führten, aufklärt, bleiben doch noch einige Fragen offen. Vielleicht ist es deshalb ein Drama in nur vier statt fünf Akten und die endgültige Auflösung oder Fortsetzung folgt erst im nächsten Buch. Wer weiss …
In meinen Augen scheinen Tamuno und Jean Paul tatsächlich zwei Seiten einer gespaltenen Persönlichkeit zu sein, wie es hier schon einige vermuteten. Der Grund, ein Missbrauch, sehr wahrscheinlich durch den Stiefvater. Zum Zeitpunkt der Feier im Kloster ist Jean Paul bereits seit 11 Jahren dort, er erwähnt es selbst. Er hasst den Vorsteher und die ganze Umgebung, das erwähnt er bereits ziemlich am Anfang. Möglicherweise hegt er auch einen grossen Zorn gegen das Christentum. Ich denke die Explosion im Kloster war nicht nur als Ablenkungsmanöver geplant, sondern auch mit dem Ziel, die Mönche zu töten. Aber warum? Hat er dort eventuell noch mehr Missbrauch erlebt. Davon spricht er zumindest bei seiner Mutter nicht. Aber als er vom Vorsteher die Briefe seiner Mutter erhält und dieser ihm sagt, “dass deine Busse vollendet sein wird …” (S. 58) macht sich Jean Paul ja seine eigenen Gedanken und die sind sehr interessant. “Was habe ich denn getan in all den Jahren? Wie oft muss ein Mensch sich schlagen lassen, wie oft sich dazu zwingen lassen, sich selbst zu geisseln, so hart, dass für immer Narben zurückbleiben?” Als die Narben von Chika zur Rede kamen, dachte ich wirklich einen Moment, Chika könnte der Täter sein … Und ist nun die Explosion im Kloster die Finale Lösung von der Jean Paul spricht?
Dann sind da noch die Überweisungen grosser Summe auf ein Konto, das auf den Namen Jean Paul Afini-Clark lautet. Eigentlich ein Indiz, dass Jean Paul noch lebt, aber auf welchen Namen lautete das aufgelöste Konto? Tamuno?
Weiter ist mir der Leitsatz zum vierten Akt noch unklar, dass die Lichtwellen die Richtung ändern, wenn sie durch eine Öffnung oder um ein Hindernis herum fliessen. Geht es da eventuell um die Medien, die Reaktionen kanalisieren oder Ablenkungsmanöver im Sinne von ausgelagerter Gewalt? Ich habe im Laufe der Lektüre auch einige Rezensionen gelesen und die Aufteilung in Akte fand ich da nirgends erwähnt. Meiner Meinung nach sind sie aber ziemlich wichtig.
Trotz der offenen Fragen oder vielleicht gerade deswegen gefiel mir dieser Thriller/Krimi vor dem Hintergrund der nigerianischen Gesellschaft sehr gut. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und wirken auf mich recht authentisch. Mit der Thematik Lynchmob und Manipulation der Massen hatte ich mich noch nicht oft auseinandergesetzt und das wird in diesem Buch auch sehr gut erläutert. Ich bin froh, konnte ich in dieser Leserunde mit dabei sein und wünsche allen noch einen schönen Sonntag.