Eure Interpretationen darüber, dass uns das Buch sagt, man solle achtsamer durch die Welt gehen und sich Zeit für die schönen Dinge zu nehmen, finde ich absolut treffend. Deshalb passt in meinen Augen auch sehr gut, dass es sich bei der Fähre um eine Teestube handelt. Tee wirkt im allgemeinen entspannend auf Körper und Geist. Wer gerne Tee trinkt weiss, wie beruhigend und wärmend er ist und einem hilft herunterzufahren. Man kann sich bei einer Tasse sofort geborgen fühlen, weshalb ich nicht glaube, dass dieser Tee von Hugo auf magische Weise zulässt, dass man in Erinnerungen zurückgehen kann. Ich denke vielmehr, dass er diese Erinnerungen einfach wieder weckt. Erinnerungen, die verdrängt wurden und nur mit einem Trigger (in diesem Fall der Geruch) geweckt werden kann. In vielen Kulturen wird das Trinken von Tee speziell zelebriert und auch Hugo scheint seine Teekräuter liebevoll zu schätzen und sieht in einem einfachen Getränk etwas wunderbares. Ich kann mir vorstellen, dass man “leicht” in Panik geraten kann, wenn man seinen eigenen Tod realisiert und man sich dann auch noch damit befassen muss, an einen Ort zu gehen, bei dem man nicht weiss, was auf einen zukommt. Ein solch ruhiger Ort finde ich als Zwischenhalt deshalb sehr angenehm und beruhigend. Ich glaub aber nicht, dass wir erfahren werden, was sich hinter der Türe befindet, denn niemand weiss, was nach dem Tod sein wird und so sollte es meiner Meinung auch in dieser Geschichte bleiben. Ich mag Fantasy sehr, aber dieses Buch ist für mich nicht geeignet, zu sehr auf andere Welten einzugehen, sondern vielmehr sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Obwohl der Haken doch etwas verstörend wirkt, interpretiere ich ihn so, dass Hugo die Toten sozusagen einfängt und sobald das geschieht, kein Weg zurück führt. Den Fischen ist es ja in der Regel auch nicht möglich, sich selber vom Haken zu lösen. Ausserdem bohrt sich dieser Haken ja in die Brust von Wallace, wobei er vielleicht nicht nur eine Bindung aufbauen und ihn somit jederzeit finden und schützen kann, sondern auch besser den Weg zu seinem Herzen findet und ihn so auf eine Weise “wecken” und berühren kann, die Wallace nie zugelassen hätte.
Ich habe zwar die homosexuellen Bemerkungen gelesen, aber irgendwie nicht so realisiert. Der Gedanke, dass gerade diese beiden eine Liebesbeziehung aufbauen könnten, bringt mich ein bisschen in einen Zwiespalt. Meine romantische Seite fände diese Beziehung in einer solchen Geschichte unerwartet schön und äusserst erfrischend. Da ich mich aber sehr auf das Thema Tod in dieser Geschichte einlasse und mich darauf konzentriere, was da alles noch für Bedeutungen zu interpretieren sind, fände ich diese Beziehung andererseits irgendwie weit her geholt und etwas “rein gequetscht”. ich hoffe, dass Wallace die Liebe noch erfahren darf, egal mit wem, ich hoffe aber, dass sich diese unaufgeregt in die Geschichte einfügt, ohne dass sie das Hauptthema dieses Buch wird, denn meiner Meinung nach ist dieser Roman keine Liebesgeschichte.
Ich bin gespannt, was ihr alle noch so für Gedanken habt. Es ist spannend wie die Gedanken anderer, auch wenn man nicht gleicher Meinung ist, einen selber wieder neu zum grübeln bringt und auch Sichtweisen mitbringten, die man sonst nie gehabt hätte. Macht echt Spass eure Kommentare zu lesen. Viel Spass euch weiterhin und ein schönes Lese-Wochenende mit Wallace. 😃