Fanny Auch ich habe mir viele Gedanken über die Beziehung Lakshmi-Radha gemacht. Wie vermutet, stellt Radha Lakshmis ganzes Leben auf den Kopf.
Lakshmi: empfindet sich als unabhängig, hat das Gefühl, es geschafft zu haben. Treibt aber ein doppeltes Geschäft. Auf der einen Seite ist sie eine Künstlerin, die die Damen der Oberschicht schmückt, auf der andern Seite leitet sie Schwangerschaftsabbrüche ein bei den Geliebten der Ehemänner ihrer Kundinnen. Bis Radha erscheint, ist es ihr nicht unwohl in ihrer Rolle. Sie kommt sogar zu einem kleinen Haus.
Radha: schlägt wie ein Blitz in Lakshmis Leben ein. Kennt keine Rücksichtsnahme, lügt, um in die Stadt zu kommen (sie erzählt ja Hari, das Lakshmi ihn gerne wiedersehen würde), würde sich sogar prostituieren, hat absolut kein Verständnis für die Situtation ihrer Schwester. Kann sich nicht vorstellen, dass ihre Schwester so hart arbeitet um zu überleben. Nichts kann ihr Lakshmi recht machen. Durch Kanta lernt sie westliche Literatur, Filme, Mode etc. kennen. Sie baut sich ihre eigene Scheinwelt auf. Sie lebt in einer Blase. Merkt nicht, dass Ravi sie nur ausnützt. Kann sich nicht vorstellen, dass eine ledige Mutter auch das Leben der ganzen Familie zerstört. Malt sich ein Happyend à la Hollywood aus.
Aber: Radha ist erst 13 Jahre alt. Sie ist noch ein Kind, das keine Kindheit erleben durfte. Sie hat keine Erziehung genossen. Sie war immer auf sich selber gestellt. Sie hat keine Ahnung, wie die indische Gesellschaft funktioniert. Sie weiss nicht, wie man als Familie zusammenlebt. Sie überfordert Lakshmi grenzenlos. Lakshmi will eigentlich das beste für ihre Schwester, doch das sind ihre eigenen Träume. Das, was sie eigentlich möchte, muss jetzt Radha toll finden. Lakshmi merkt nicht, wie Radha in der Schule gemobbt wird und dort unglücklich ist. Radha hält Lakshmi den Spiegel vors Gesicht. Vor Kanta wirft sie ihr vor, ihre Kinder mit Hari abgetrieben zu haben. Sie wirft ihr auch vor in ihr (Radha) nur eine billige Arbeitskraft zu sehen und alles, was ihr gefällt zu verhindern. Kanta versucht, Radha beizubringen, dass Lakshmi hart arbeiten muss für ihren Lebensunterhalt und dass sie (Kanta) privilegiert ist und sich um nichts sorgen muss.
Die Geschichte mit der Adoption und überhaupt der Aberglaube der Maharadschas, dass der eigene Sohn den Vater ermorden könnte, um auf den Thron zu kommen, finde ich sehr speziell.