Fanny wow was für ein Ende, was für eine Wendung…
Die Aronnax beschiesst die Insel. Das Atoll hat danach keine Nordseite mehr und der Verräter UND Kapitän der Aronnax ist niemand geringeres als Dev. Der Bruder von Ana. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Sein Geschenk mit der Perle und dem versteckten Peilsender war von vornherein geplant, eine listige Aktion. Es kommt zu einem Kampf zwischen Bruder und Schwester. Dev sieht nur sein Erbe und Ana erkennt ihn nicht wieder. Er würde sogar seine eigene Schwester töten nur um an die Nautilus zu gelangen. Für so ein Verhalten habe ich keinerlei Verständnis. Dev erkennt erst als die Nautilus nicht auf ihn reagiert, seinen wahren Verlust und kann seine Niederlage eingestehen. Es zeugt aber von Ana’s charakterliche Stärke, dass sie ihn auf die Nautilus bringt und es ihn versuchen lässt, ob die Nautilus auf ihn reagiert. Ein trotzendes Kind, bzw. ein Jugendlicher in der Pubertät würde auch passen, eine enorme Selbstüberschätzung
Ana und ihre Freunde bzw. die Besatzung harmonisieren besser miteinander als die der Aronnax. Ich denke, das hat etwas mit gegenseitigem Vertrauen zu tun, welches anscheinend auf der LI nicht gelehrt wird. Da scheint sich jeder der Nächste zu sein und nur der alleinige Erfolg zählt.
Zum Schmunzeln hat mich die Szene zwischen Gem und Nelinha gebracht, welche miteinander gefotzelt haben. Zuvor jedoch sich überhaupt nicht ausstehen konnten und nun da sie gemeinsam Gefahren überwinden mussten, sich doch noch angefreundet haben auf ihre Art und Weise.
Romeo fand ich ganz süss beschrieben, wie er sich an seine Nautilus schmiegt und schlussendlich in ihrer Nähe beim Atoll bleiben möchte und im wahrsten Sinne des Wortes der Retter in der Not ist für die Besatzung der Nautilus, denn mit diesem Überraschung hat Dev und seine Besatzung überhaupt nicht gerechnet.
Interessant war wie der Autor das ewige ethische Dilemma in die Geschichte integriert hat zwischen technischen/medizinischen Erfindungen und der Menschheit bzw. was man der Menschheit zumuten kann. Ist die Menschheit im Stande gewisse technologische Fortschritte für das allgemeine Wohl einzusetzen oder regiert nur der Profit einzelner. Auch hier kann man im weitesten Sinne den Unterschied zwischen der HP und der LI hineininterpretieren.
Allgemein fand ich, dass Rick Riordan, Probleme der heutigen Gesellschaft (Nahrungsmangel, Technologie, Medizinischer Fortschritt, “Frauenprobleme”- sprich Menstruation ect.) sehr gut in die Geschichte verpackt hat und Kinder wie Jugendliche, welche das Buch dann lesen werden dies auf so einfache Art beigebracht werden kann.
Die ganze 9.Klasse sind alle erst 15jährig, das vergisst man gerne mal während dem Lesen. Aber in einem Internat wird und muss man zwangsläufig schneller selbstständiger werden als an “normalen” Schulen. Das Buch war spannend von der ersten bis zur letzten Seite.
Interessant ist auch der Schuss, bei dem ich mir durchaus noch eine Weiterführung vorstellen könnte. Die Homage an Jules Vernes kristallisiert sich klar heraus, ist aber kein billiger Abklatsch davon, sondern könnte man auch als eine gewisse Weiterführung seines Buches betrachten.
Für mich gab es mehrere Helden in dem Buch, was wiederum zeigt wie ausgeklügelt Rick Riordan das ganze Buch aufgegleist hat. Zum einen Gem: Er wirkt zu Beginn als der harte Bursche, ein Hai, der nur mit Waffen umgehen und Befehle befolgen kann, aber eigentlich einen ganz weichen Kern hat und Ana mehrmals zur Hilfe kommt und sie beschützt. Dann Ester: Mit ihrem Autismus kann sie Emotionen von Menschen, Tieren und der Nautilus(KI) wahrnehmen, welche anderen Menschen verwehrt bleiben. Auch hier zeigt Rick auf, dass Menschen mit Autismus ein Gewinn für unsere Gesellschaft sein kann und sie integriert werden können. Und dann ist da für mich natürlich noch Ana selbst: Sie muss vermeintlich ein schweres Schicksal hinnehmen, als sie und alle anderen denken Dev sei ebenfalls gestorben beim Angriff auf die HP und dass sie nun in die Fussstapfen ihres grossen Bruders treten muss. Aber sie macht dies auf ihre eigene Art und Weise. Sie überschätzt sich nicht. Bietet sogar an den Posten als Kapitänin abzugeben, als herauskommt, dass Dev ihr Bruder für alles verantwortlich ist und sie befürchtet, dass dadurch auch das Vertrauen in sie zerstört ist. Ana zeigt wahre Grösse und wächst über sich hinaus und ich finde sie tritt auch aus dem Schatten ihres Bruders heraus.
Ich würde das Buch auf jeden Fall weiter empfehlen bzw. habe es schon getan und das Buch meiner jüngeren Schwester gegeben 😄