…und nun geht das Buch, der Monat, die Leserunde in die Endrunde… - Und zum Schluss geht eine regelrechte Bombe hoch! -Wow!!!- Ehrlich: ich war schockiert und sprachlos - und schloss das Buch ziemlich verwirrt - ein Knüllerschluss, der wohl nicht nur mich überraschte… doch als sich meine Wogen legten, hatte ich das Gefühl, dass Owens sich damit selber ‘ins Bein schoss’ - doch von vorne!:
Wie Milton die Verteidigung von Kya anging, fand ich grossartig: scharf und bissig - er zielte genau und schoss auf den Punkt - etwas verwunderlich jedoch, dass er Kya den Vorschlag eines Geständnisses auf Totschlag hin machte, um zumindest lebenslänglich zu bekommen und der Todesstrafe zu entgehen - was war der Grund…?! - Etwas schäbig fand ich dann sein Plädoyer, weil er in seiner Einleitung vor allem versuchte, den Geschworenen ein schlechtes Gewissen einzureden, da sie gegenüber einem eltern- und hilflosen Kind ihre Bürger- und Christenpflicht vernachlässigt hatten. Irgendwie unbefriedigend der Freispruch - von einem ‘Notizzettel’ von der ‘Gerichtstippse’ vorgetragen - ohne Begründung… Waren die Indizien zu schwach? Das Alibi zu stark? Oder das schlechte Gewissen und die Unsicherheit zu schwer?… - Ich atmete jedenfalls auf, als es durchgestanden war!
Schön dann, dass Kya und Tate doch noch zusammen fanden und mit Jodie und seiner ‘werdenden’ Familie ebenfalls Freundschaft und Zuneigung entwickelte.
Diese letzten ~ 40 Jahre bis zum Tod von Kya waren mir etwas ‘lieblos’ erzählt - es kam so plätschernd abgespult daher, ich hatte das Gefühl, Owens will darüber keinen zweiten Band schreiben, machte eine kurze Zusammenfassung, um den Schluss hinter sich zu bringen… Interessant war für mich dabei, dass ich das Gefühl hatte, dass nur Kya dabei ‘älter’ wurde - als Tate sie im Boot fand, empfand ich ihn noch immer als den Jungen…
(Zwischenbemerkung: Berührend war zuvor noch die Szene auf dem Friedhof mit dem Plattenspieler.)
Und dann: der Fund des Muschelbandes - und der implizierten Wahrheit - Ich habe mich gefragt, wie sich Tate wohl in diesem Moment gefühlt haben musste?!?!?! Da bricht ein ganzes Lügengebäude zusammen, eine Unschuldsillusion zerplatzt wie eine Seifenblase… oder hat er es all die Zeit geahnt…? - Wie wirkten nun die Steine auf ihn, die sie einst auf ihn warf?!
Warum aber mein schales Gefühl, dass es SO nicht möglich ist?:
Wie wir weiter vorne lasen, WÄRE eine Busfahrt von Greensville hin und zurück in der Nacht möglich gewesen - allerdings hatte diese Verbindung genau in dieser Nacht ordentlich Verspätung… laut Hochrechnung fehlten auf alle Fälle 20 Minuten - was laut Spekulation durch gute Strömung hätte wett gemacht werden können… (s. S. 417/418)
Nun aber der Haken: Hatte Kya mit Chase abgemacht, dass sie wusste, dass er in dieser Nacht und um diese Zeit kommen würde? - Hatte sie überhaupt eine Uhr (damals m.E. keine Selbstverständlichkeit)? - Hätte Kya Chase auf sich zugelockt, so dass er vorwärts gegangen wäre, hätte es kein Gerangel gegeben - Chase aber fiel rück- und nicht vorwärts - also muss er doch gestossen worden sein… Hat sie ihn wie eine Katze angesprungen? - Die Zeit war knapp… und es war tatsächlich möglich kein Härchen, keine Spur und nichts zu hinterlassen? - Selbst das Muschelband konnte ohne eine Spur entfernt werden…? - DANN: Der Busfahrer sagte, sein Hinfahrtgast war ein schlaksiger Bursche mit Mütze - jener von der Rückfahrt chauffierte eine ältere Lady mit mit kurzem lockigem Haar (s.S. 390, bzw. 392) - Kya aber soll lange schwarze Haare gehabt haben… Die Zeit war eh schon mehr als knapp - und Kya musste noch das Outfit wechseln! - WO hatte sie die Sachen unbemerkt deponiert? - Wie ist es möglich, in mondloser Nacht ohne Spiegel sich in eine Lady mt kurzen Dauerwellenfrisur zu verwandeln…? -
Rein von diesen Überlegungen ist für mich der Schluss nicht überzeugend - auch wenn er im letzten Moment eine unglaubliche Spannung entlädt, die man kaum erwartet hat…
Insgesamt und trotzdem ist das Buch für mich eine gute Lektüre gewesen - nicht zuletzt, wie schon weiter oben angetönt, der Naturschilderungen wegen, der menschlichen, ja allzu menschlichen Episoden, die ein sehr feines Bild zeichnen, man könnte bei Kya durchaus von einem PTBS sprechen…
Ich habe es gerne gelesen und gerne darüber ausgetauscht - betreff Bewertung bin ich etwas unschlüssig… war ich bei einer 4.2 bin ich zur Zeit bei 3.8 - was eine Mitte von 4 ergäbe 😉 - …und jetzt bin ich natürlich gespannt, was der letzte Teil mit Euch gemacht hat - wie Ihr den fulminanten Schluss erlebt habt - und ob er Euch überzeugte… -???- Einen ganz schönen Tag jedenfalls! 🌤 Schoma