Hortensia13 Die Idee des Buches gefällt mir: Stockholm 1928. Doris erhält zu ihrem 10. Geburtstag ein schönes rotes Adressbuch, damit sie darin alle Menschen eintragen kann, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnen wird. Damit sie nichts vergisst. Anhand dieses Adressbuchs erinnert sich nun Doris, jetzt da sie alt geworden und auf Hilfe angewiesen ist, an die Stationen ihres Lebens. Dazwischen spricht sich auch immer wieder mit ihrer Grossnichte in Amerika und nutzt dazu mit bewundernswerter Selbstverständlichkeit die modernen Medien.
Wirklich eine schöne Idee, auf diese Weise ein Leben aufzurollen, es liest sich auch sehr leicht und die Szenenwechsel sind gut abgesetzt. Ich vermisse allerdings ein wenig die vertiefte Darstellung der verschiedenen Charaktere und Begegnungen. Es fühlt sich für mich manchmal sehr abgehackt an. Dadurch wird vielleicht betont, wie Doris immer wieder aus dem Rhythmus geworfen wird, wenn sie gerade versucht, sich in ihrer momentanen Lebenssituation einzurichten. Der geliebte Vaters stirbt und sie muss, erst dreizehn, ausziehen von zuhause, um als Dienstmädchen zu arbeiten. Nachdem die Madame ziemlich überstürzt mit ihr nach Paris zieht, wird sie nach relativ kurzer Zeit abrupt und ungefragt in die Modebranche gedrängt. Ihre einzige Freundin dort fährt in ihr Land zurück und als sie endlich mit Allan zum ersten Mal so etwas wie Liebe spürt, verschwindet dieser plötzlich.
Aber ich verfolge das Leben von Doris gerne, ein spannendes Leben. Es gibt auch durchaus fein gezeichnete Momente, mit dem Vater im Lesesessel, wie die Mutter während des Abwaschs erklärt, dass Doris ihr Leben jetzt selbst verdienen muss, der charmante Allan Smith und die ersten zarten Gefühle. Die Szenen in der Gegenwart gefallen mir bis jetzt weniger. Ich verstehe nicht so recht, warum sie sich so klein macht vor den Pflegerinnen und auch vor Jenny. Ich muss wohl einfach weiter lesen.