Einen Charakter finde ich richtig mies - Dr. Donatti! Ich sehe ihn als wissenschaftlichen Schmarotzer, einen Profiteur, der Kraft seiner Stellung als Abteilungsleiter des Fachbereichs Chemie von seiner eigenen Mittelmässigkeit abzulenken vermag, indem er sich mit einem Genie wie Calvin Evans schmückt - und ja, auch mit Elizabeth Zott, denn er weiss genau, dass sie seinen Lakaien als Wissenschaftlerin haushoch überlegen ist.
Als Calvin tot war und er Elizabeth geschasst hat, wird es eng um Donatti als wissenschaftliche Grösse. Das gefährdet natürlich die Gelder, welche Sponsoren bringen. Ein Rettungsanker bilden die verbliebenen Wissenschaftler, die regelmässig an Elizabeths Tür klopfen, weil sie mit ihrer Arbeit nicht weiterkommen.
Den Vogel der Dreckigkeit schiesst Donatti jedoch ab, als er Elizabeth als er Laborassistentin, die sich zähneknirschend aus Geldnot bei ihm um eine Anstellung bewerben muss. Da die Leser Donatti Gedanken lesen können, wird es evident, dass er nicht einmal seinen gesprächspartner zuhört. Fortwährend kreist er um eigene Vorteile. Vor allem um den fetten Investor, den er irgendwie bei Laune halten muss. Und wie geht das? indem er Elizabeths Arbeitsunterlagen hemmungslos kopiert und einen brillanten Artikel publiziert, der zu 100% Elizabths Arbeit beinhaltet. So viel Unverschämtheit muss man erst einmal haben!!! Da ist es sehr erfreulich, das Elizabeth wutschnaubend den Job hinwirft, womit das Bei-Laune-halten des fetten Investors wieder als drohender Schatten an der Laborwand auftaucht.
Eine weitere Figur, mit der ich manchmal fast Mitleid verspüre, ist die Lehrerin an der Elementary School, Mrs Mudford. Bonnie Gramus zeichnet sie als eine Frau ihrer Zeit, prüde, angepasst an die gesellschaftlichen Konventionen und mit einem engen geistigen Horizont. Es liegt auf der Hand, dass Mrs Mudford (nomen est omen) mit einem alleinerziehenden Vater wie Walter Pine ihre Schwierigkeiten hat. Aber bei Mad Zott ist sie restlos überfordert! Ein Mädchen, welches mit dem laufenden Kinderkram in der Klasse völlig unterfordert und gelangweilt ist und Fragen stellt, die in einem solchen Umfeld ganz sicher nicht erwartet werden, dazu Bücher liest von Norman Mailer, der zwat in einem Zug mit Truman Capote genannt wird, aber 1956 wegen versuchten Mordes an seiner Ehefrau angeklagt ist. Ganz zu schweigen von dem russischstämmigen Autor Vladimir Nabokov, der den skandalumwitterten Roman Lolita geschrieben hat. Ein Kind liest solche “dreckigen” Bücher - was ist das für eine Mutter, die so etwas zulässt?! Das alles muss für eine Frau wie Mrs Mudford der wahre Horror sein. Ich bin gespannt, wie sich Mrs Mudford weiter entwickeln wird.
Sicher wird uns Walter Pine in Elizabeths Geschichte vermehrt begegnen, nachdem Elizabeth sein Angebot, eine Kochsendung im Nachmittagsfernsehen zu machen, annimmt. Dabei fällt es schwer, sich Pine als Fernsehschaffenden vorzustellen - er wirkt so introvertiert, so harmlos-gutmütig. Wie schafft er es, in einem quasi Haifischbecken wie das damals schon total kommerzioalisierte Fernsehen zu überleben?