Die Geschichte gewinnt weiter an Tempo und an Dichte! Das Gespräch zwischen Elizabeth und Donatti zu ihrem Rauswurf ist wirklich bezeichnend für die damalige Zeit. Heute wäre es schon verboten, mit Frauen über Ihre Schwangerschaften so zu reden. Der moralische Zeiegfinger, dass Elizabeth nicht verheiratet sei, ist schier unerträglich, zeigt aber genau die Doppelbödigkeit der amerikanischen Moral damals. Ich habe mich oft darüber aufgeregt, als ich in den USA war, dass einerseits so prüde getan und hinten herum sexistsich vorgegangen wird. Dabei werde ich das Gefühl nicht los, dass heutzutage zwar nach aussen hin vor allem in Bezug auf Bemerkungen geschwiegen wird. Aber die Gedanken sieht niemand!!!
Ich musste schmunzeln, dass Elizabeth bei aller Intelligenz während ihrer Schwangerschaft unaufgeklärt wirkt, wenn sie im Stillen hofft, dass sich durch das Training auf dem Ergo das “Problem” von selbst lösen könnte.
Die Rolle von Halbsieben als Beschützer von Mad stösst nicht bei allen in der Leserunde auf Verständnis - aber das ist eine geradezu klassische Aufgabe für einen Hund - sein Sensorium ist viel feiner als das menschliche und spürt Gefahren viel schneller. (Heutzutage wird diese Sensibilität von Hunden ganz gezielt dafür eingesetzt, um Diabetiker und Epileptiker zu schützen. Hunde erkennen eine aufkommende Unterzuckerung oder epileptischen Anfall bereits, wenn die betroffene Person noch völlig ahnungslos ist oder wenn sie dies im Schlaf nicht bemerkt. Der Hund macht dann sein Herrchen/Frauchen auf die Gefahr aufmerksam).
A propos, Wörter lernen - auch das können Hunde nachgewiesenermassen. Elizabeth ist da ihrer Zeit sehr weit voraus mit Halbsieben. Ich habe selbst Versuchsanordnungen mit Hunden gesehen, bei denen das Verstehen von Wortbegriffen unter Laborbedingungen getestet wurden. Da kann einem schon anders werden, wenn dies zum ersten Mal erlebt. Ich kann übrigens allen Skeptikern das Buch “Das rationale Tier” von Ludwig Huber, einem bekannten Kognitionsbiologen empfehlen (Suhrkamp Verlag)
Die absolute Bissigkeit von MS Frask liess mich ahnen, dass da mehr hinter ihrer Person wäre. Trotzdem war es ein Schock zu lesen, dass Elizabeth und sie quasi dasselbe Schicksal der Vergewaltigung teilten. Und wie ich kürzlich in einem Bericht gelesen habe - Leiden verbindet Menschen!
Harriet Sloane entwickelt sich zu einer Art Grossmutter - ohne dass sie sich aufdrückt. Ihr Eheleben empfinde ich als schrecklich! Gefesselt an einen Mann, der ein wahrer Rohling ist. Und von ihren Kindern scheint Harriet auch nicht viel zu sehen oder zu hören.
Dr Mason gefällt mir sehr gut als Charakter! Trocken, sehr menschlich, ein Ruderer eben wie Calvin. Das, was er Elizabeth sagt, die keine Zeit für Rudern hat, gefällt mir sehr gut und zeichnet ihn gut als Person:
“…Erwachsensein wird überbewertet, finden Sie nicht?” sagte er. “Kaum hat man ein Problem gelöst, tauichen zehn neue auf.” … “Das einzig Nützliche, das ich bei den Marines gelernt habe, war, dass es gut ist, jeden Morgen sein Bett zu machen. (Anm. Stimmt wirklich!) Aber kurz vor Sonnenuntergang ein kalter Schwall Wasser von Steuerbord ins Gesicht? Das hilft enorm!”