Bei diesem Buch spalten sich die Meinungen völlig. Ich war daher unsicher, ob ich es überhaupt lesen möchte. Als Vajona es komplett neu herausbrachte, entschied ich mich schließlich doch dazu, es zu lesen. Denn die Geschichte an sich sprach mich sehr an – obwohl ich zuvor noch nie eine Stalker-Romance gelesen hatte. Ich war also sehr gespannt. Vorher unbedingt die Triggerwarnungen beachten, denn das Buch ist nichts für schwache Nerven. Adeline ist eigentlich eine schüchterne junge Frau, die in einem gotischen Herrenhaus lebt, das ihr von ihrer Nana vererbt wurde. Spannend fand ich hier, dass ihre Mutter sehr dagegen war, doch Adeline wollte partout nicht weg und begann stattdessen mit Renovierungen. Was sie nicht wusste: Jemand hatte sie ins Visier genommen und beschattete sie Tag und Nacht. Das bemerkte sie jedoch schnell, da ihr Schatten sich immer häufiger zeigte und ihr immer näher kam. Zade hatte sie zufällig in einer Buchhandlung gesehen und war sofort hin und weg. Er nutzte quasi seinen Beruf, um an sie heranzukommen – im Sinne von: erst aus der Ferne beobachten und dann zuschlagen. So ging er bei ihr vor, und es machte ihm Spaß, mit ihr zu spielen. Doch schnell lief es aus dem Ruder, als ein anderer Mann es wagte, sie zu berühren. Das Katz-und-Maus-Spiel begann. Ich war zuerst verwirrt, dann verstört. Die Atmosphäre war durchgehend düster und prickelnd. Adeline steht auf Horror und generell auf alles, was ihr Adrenalin in die Höhe schießen lässt. An sich nichts Schlimmes, aber ihre körperliche Reaktion hat mich kurz verwirrt. Auf den ersten Blick ist sie eine wunderschöne, schüchterne junge Frau, die genau weiß, was sie will. Sie ist stur und sehr intelligent – doch sie weiß nie, wann es Zeit ist, die Klappe zu halten. Eigentlich fand ich es amüsant, wie sie Zade die Stirn bot. Doch es gab Momente, in denen sie mir auf die Nerven ging, weil sie aus Trotz genau das Gegenteil tat. Zade hingegen ist ein klassischer Morally-Gray-Charakter. Eigentlich ein gutaussehender und intelligenter Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, „böse Menschen“ aus dem Weg zu räumen. Je tiefer wir in diese Thematik eintauchen, desto „unwichtiger“ erschien mir die Tatsache, dass er Addie stalkte. Denn das Stalking wirkte plötzlich ganz harmlos im Vergleich zu dem, was sonst im Buch geschah. Dies verlieh der Geschichte eine Tiefe, weil es ein sehr wichtiges Thema anspricht, über das selten gesprochen wird. Seine Handlungen sind brutal und blutig – aber nur so kommt er ans Ziel. Genau wie bei Addie. Er drängt sich ihr zwar auf, aber er zwingt sie im Grunde nie, etwas zu tun, was sie nicht will. Er spielt mit ihrer Angst, und Addie spielt mit, weil sie das mag. Eigentlich völlig verrückt. Meiner Meinung nach gab es zwischen ihnen keine wirkliche Spannung. Für mich wirkte es eher so, als hätten beide verstörende Vorlieben, die sie gerade deswegen gut zusammenpassen ließen. Von den expliziten Szenen ganz zu schweigen: Es gab sehr viele spicy Momente. Einige waren einfach nur heiß, andere hingegen verstörend – was jedoch zur Geschichte passte. Nebenbei versucht Addie noch, das Rätsel um ihre Nana zu lösen, was zum Teil ebenfalls sehr unheimlich war. Die Tagebucheinträge waren zwar nicht leicht zu lesen, aber wichtig, um die düstere Stimmung aufrechtzuerhalten. Die Perspektiven wechselten zwischen Addie und Zade, sodass wir immer wussten, wie sich der andere fühlte und was er gerade tat. Alles fügte sich zusammen, und der rote Faden blieb stets bestehen. Eine unerwartete Wendung folgte der nächsten. Der Schreibstil ist flüssig, und der Thrill zog sich durch das ganze Buch. Es gab jedoch hin und wieder Szenen, die etwas langatmig waren, sodass ich öfter beim Lesen pausieren musste. Ich bin gespannt, wie es in Band 2 weitergeht, denn die Geschichte endet mit einem bösen Cliffhanger. Wer mit schwierigen Themen klarkommt und Stalking in einer Geschichte aushalten kann, sollte sich das Buch gerne genauer ansehen.