….um es vorweg zu nehmen, ich habe das Buch IN DEUTSCH gelesen - es ist jedoch nicht auffindbar bei OF /weder mit Titel, noch mit Nummer, darum hier das englische Original / Titel in deutsch: Das Mädchen, das unsere Herzen brach). Lebensgeheimnisse, die verschwiegen werden, Tragödien, die man unter den Teppich kehrt, Lebenslügen, die verheimlicht werden, werfen ihre Schatten - mitunter über Generationen - da können die Nachgeborenen dann ein Gefühl von ‘ein Fluch liegt auf unserer Familie’ haben. - Das ist nicht abergläubischer Schicksalsglaube, wie heutige Psycho-Neurologie immer deutlicher feststellt… Dies könnte man in etwa die Grundlage dieser faszinierenden Familien-Saga nennen. Sie ist in drei Teile gegliedert, die sich alle in irgend einer Weise um das mondäne Palace in den australischen Blue Mountains und dessen Begründer Adam Fox gruppieren - Angie, Adelina, Laura. Die Geschichte selbst wird ‘mehrsträngig’ erzählt. Man muss also die Kapitelüberschriften mit den Jahreszahlen gut im Blick behalten! Da ist 1914 mit dem schrecklichen Unfall, dann die Vorgeschichte von 1904. Dann immer wieder Blende ins Heute zu Lisa (2013). Zurück zur Geschichte, die sich vornehmlich in die 20er, 30er, 40er und 50er Jahre hinein entwickelt. Das mondäne Hotel wurde von der letzten Ehefrau von Fox verkauft, schloss zwischenzeitlich die Tore und soll nun wieder eröffnet werde. Die Tochte Monika lebt noch, gleitet aber immer mehr in eine Demenz. Lisa ist als Enkelin Ansprechspartnerin für Luke, der als Historiker zur Neueröffnung ein Buch zur Geschichte des Palace herausgeben soll. Mit mulmigem Gefühl macht sich Lisa an die Rechercherche, sie hat Angst, ein Familiengeheimnis zu lüften, dem sie nicht gewachsen ist… Während man die Geschichte in ihrer jeweiligen Zeit liest, werden immer auch die Ergebnisse von Lisa eingeblendet, so dass man als Lesende:r auf mehreren Ebenen informiert ist - und mitunter mehr weiss als Lisa - oder auch als jene damals. - Das gibt eine ganz eigene Spannung. Fasziniert hat mich vor allem, wie Leatherdale unglaublich viel Zeitgeschichte in den Roman hinein verpackt, der zwar fiktiv ist, aber reale Vorbilder und Anleihen hat. Da ist z.B. der erste Weltkrieg mit dem Hass der Australier auf die Deutschen, die in erbärmliche Lager interniert und nach dem Krieg ausgeschafft werden. Dann kommt der zweite Weltkrieg - und die Geschichte wiederholt sich in ähnlicher Weise. Davor noch die Spanische Grippe mit ihren verheerenden Folgen. Auch die Golden Twenties kommen zur Sprache mit ihren Exzessen (man erlebt soga eine spiritistische Seance mit). Wie sich dann alles auflöst, ist einfach nur verblüffend! - Mir blieb der Mund offen. Die Ausführungen von ‘Ulli’ war irgendwie wirr, zum Glück kam dann der posthume Text von Laura, der in ‘ich-Form’ erzählt etwas klarer verständlich war (könnte aber auch damit zusammen hängen, das ich immer ein verwandtschaftliches Gnusch mit Cousine, Onkel, Enkelin… habe) Meine Augen wurden immer grösser und grösser… Ein fulminanter Schluss, auch wenn nicht alles wirklich abgeschlossen ist - aber immerhin ist die Türe, Frieden zu finden mit der eigenen Geschichte, in die man hinein geboren wurde, nun weit offen…