Es ist eine mehr oder weniger bunt zusammengewürfelte Gesellschaft, aus welchen die Protagonisten von Sunset Park besteht. Im Zentrum steht Miles Heller, ein Aussteiger, dessen Leidenschaft das Fotografieren von kaputten, liegengebliebenen Gegenständen ist. Sein Vater Morris Heller, ein Kleinverleger, von Miles Mutter geschieden und in zweiter Ehe mit Willa verheiratet ist. Bing Nathan, ein Freund aus der Kinder- und Jugendzeit von Miles. Ellen Brice, eine Malerin, die sich im Lauf der Geschichte dem Malen erotischer Themen widmet, Alice Bergstrom, die an ihrer Dissertation arbeitet und einen Teilzeitjob bei PEN (Poets, Essaysts, Novellists) hat, einer Organisation, welche sich der Unterstützung von Autoren widmet. Miles lässt das College sausen und läuft davon. Seine Eltern denken erst, er kommt nach ein paar Wochen oder Monaten zurück, aber das trifft nicht ein. In Amerika herrscht gerade die Wirtschaftskrise und die Menschen können sich kaum die Unterkunft leisten. So arbeitet er bei einem Wohnungsräumungsunternehmen. Aber auch da geschieht Unerwartetes und so geht er nach New York, nimmt mit Bin Nathan Kontakt auf und kommt im Haus unter, das dieser zusammen mit Ellen und Alice bewohnt, resp. besetzt hat. Die vier bilden eine Zusfallsgemeinschaft und wie oft spielen die Zufälle eine starke Rolle in der Geschichte, die Paul Auster meisterhaft zeichnet. Man erfährt auch immer wieder aus dem Leben des Vaters von Miles und auch aus jenem seiner Mutter, welche ihn und seinen Vater verlassen hat, als Miles noch ganz klein war. Eigentlich sind sie alle einsam - gemeinsam einsam. Sie sehen einander von aussen, sehen aber nicht den Menschen - nicht einmal sich selbst. Mir scheint, alle lieben Miles, ausser ihm selbst. Da ist die unverarbeitete Geschichte mit dem Unfalltod seines Halbbruders Bobby. Die Geschichte entwickelt sich. Bewirken die Nöte, die aufkommen, dass sie die Augen öffnen und eine Entwicklung möglich wird? Es ist eine spannende Geschichte. Man leidet mit, ist erstaunt, verständnislos manchmal, dann wieder hoffnungsvoll. Der Schreibstil von Paul Auster gefällt mir sehr gut. Seine Sprache hat es nicht nötig, laut und reisserisch zu sein, um einen mitzunehmen. Ein starkes Werk, ein Bild einer Gesellschaft, einer Gruppe von Menschen und ihrem Zusammen- und Auseinanderleben.