Ein Autor wird zu einem Vortrag über die Kunst einen spannenden Kriminalroman zu schreiben nach Chur eingeladen. Unter den Zuhörern befindet sich H., ein Kriminalkomissar, der dem Autor anbietet ihn nach Zürich zurückzufahren. Unterwegs kehren sie in ein Speislokal ein und der Komissar erzählt, warum ein Kriminalroman niemals an die Realität heranreicht. Um seine These zu untermauern, berichtet er dem Autoren von einem wahrem Verbrechen. In diesem soll Komissar Matthäi einen Mord an einem Mädchen aufklären. Das Mädchen wurde in einem Wald in Mägendorf bei Zürich tot von einem Hausierer aufgefunden. Der Hausierer gerät auch schnell unter Verdacht und während eines 20 stündigen Verhörs so weit gebracht, den Mord zu gestehen. Am nächsten Tag ist er tot, da er sich in seiner Zelle erhängt hat. Alle glauben nach dem Geständnis des Hausierers den Fall abgeschlossen zu haben - alle bis auf Komissar Matthäi. Dieser hatte den Eltern von Gritli Moser versprochen den Mörder ihrer Tochter zu überühren. Deutlich wird, dass der Erzähler H. nichts von Krimilektüren hält, da in ihnen die Täter immer der gerechten Strafe zugeführt werden müssen. Ursprünglich wurde der Stoff von einem Regisseur an Dürrenmatt herangetragen, der einen Film über Sexualmorde an Kindern zur Abschreckung/ Warnung drehen wollte. Dürrenmatt verfasste das Drehbuch, welches unter dem Titel “Es geschah am hellichten Tag” Eingang in die Kinos fand. Ursprünglich wollte Dürrenmatt den Mörder umkommen lassen, bevor er überfü¨hrt werden kann. Doch damit war der Auftraggeber nicht einverstanden, da er einen moralischen Film, in dem Verbrechen aufgeklärt und die Täter geahndet werden, produzieren wollte. Ich habe da ebenfalls schon des Öfteren drüber nachgedacht, denn wenn man sich z.B. den “Tatort” im Fernsehen ansieht, so werden diese Filme meist innerhalb von 90 Minuten gelöst und der Konsument kann beruhigt ins Bett gehen, da der Gerechtigkeit genüge getan und die Ordnung wiederhergestellt wurde. Doch wenn man sich im Gegenzug mit realen Kriminalfällen beschäftigt, so werden einige Taten nie aufgeklärt bzw. kennt man den Täter, kann diesen jedoch aus diversen Gründen nicht überführen. In der Realität gibt es einfach zuviele Störungen und Zufälle, die in der Fiktion ausgeblendet werden bzw. als Spannungsbogen angewandt werden können. Dürrenmatt war von seiner ursprünglichen Idee so überzeugt und schrieb im Anschluss den Roman “Das Versprechen”, in welchem ein schnöder Autounfall die brillante Herangehensweise und Kombinationsgabe des Komissars Matthäi zum Scheitern verurteilte. Das Buch liest sich trotz seines Alters sehr flüssig und ist bis zum Schluss spannend. Besonders interessant fand ich, dass der Komissar der Kinderzeichnung eine gewichtige Bedeutung zuschrieb und um deren Deutung besser einordnen zu können, zu einem anerkannten Psychiater geht und diesen um Mithilfe bittet. Der Psychiater bringt ihn auf die Spur, wie der Täter vorgeht, dennoch bleiben Details der Zeichnung zunächst im Verborgenen. Die Art und Weise wie der Komissar schlussendlich den Täter zu überführen gedenkt ist aus heutiger Sicht mehr als fragwürdig, dennoch absolut nachvollziehbar, wenn man den Schutz der Kinder im Blick hat. Verboten wäre diese Herangehensweise in der Realität dennoch. Ich habe das Buch mit grossem Vergügen gelesen, so wie alle Krimianlromane Dürrenmatts und kann es nur weiterempfehlen. Obwohl es in den 1950er Jahren verfasst wurde, hat es kaum etwas an Aktulität verloren.