First things first: Ich habe dieses Buch geliebt und kann es jedem Urban-Fantasy Liebhaber wärmstens empfehlen. Jim Butcher überzeugt mit einer packenden Story, einem allzumenschlichen Protagonisten und Massen an Humor. Als Leser bleibt man während des gesamten Buches gespannt wie ein Flitzebogen, denn auch der Protagonist selber kommt nie wirklich zur Ruhe während den vier, fünf Tagen, in denen er unterwegs ist. Ständig treten ihm natürliche und übernatürliche Hindernisse in den Weg, die er mit mehr oder weniger Eleganz zu überwinden versucht. Schauen wir uns den Protagonisten an: Harry Copperfield Blackstone Dresden; der einzige Magier, der im Telefonbuch zu finden ist. Harry ist… menschlich. Er springt von Momenten, in denen man sich als Leser nur an den Kopf fassen kann, zu Augenblicken purem Genies, wie wir es alle im Alltag tun. Er ist weder der stärkste Magier, noch der schwächste, weder der beste Casanova, noch ein sozialer Outcast. Sprich: Er ist nuanciert. Und dazu noch voller Humor und Selbstironie. Keineswegs ist Harry ein Ritter in glänzender Rüstung, der immer nur das richtige tut und den Tag rettet, aber wer ist das schon? Und auch wenn sich die Beschreibungen der weiblichen Charaktere (deren es erfrischend viele gibt) zunächst stark auf ihren Sex-Appeal beziehen, so fühlt dies sich weniger wie ein Manko im Schreibstil des Autors und mehr wie ein vermenschlichender Fehler im Charakter des Protagonisten an. Diese Eindimensionalität ist jedoch nicht konstant, je länger eine Frau im Abenteuer vorhanden ist, desto mehr entwickelt sie sich im Buch zu einer echten Person, mit Emotionen, Stärken und Schwächen. Ein gutes Beispiel dafür ist Karrin Murphy, Polizistin des Chicago Police Departement, die im ersten Kapitel in den Augen Harrys nicht mehr als eine störrische, alte Bekannte mit tollen Kurven ist, im Verlauf der Geschichte, durch ihre Handlungen und Einblicke in ihre Gefühlswelt zu einem komplexen Charakter weiterentwickelt, einem Workaholic, einer guten Freundin, einer Verkörperung der Ungeduld, einer helfenden Hand. Natürlich, diese anfängliche Tendenz zur Eindimensionalität kann für manche Leser*innen abstossend wirken, doch ich lege dies jeder und jedem Interessierten ans Herz: Haltet durch, es ist es wert.