Ich finde Geschichte, egal welche Epoche, ausgesprochen spannend. Natürlich habe ich von Karl, dem Großen gelesen, aber dann war es das auch. Der Roman bringt mir seinen Sohn, Ludwig, den Frommen, näher und seine Auseinandersetzungen mit seinen Söhnen. Seinen ältesten Sohn Lothar macht er früh zu seinem Nachfolger und Mitkaiser. Im nachhinein muss ich feststellen, dass es in meinen Augen ein Fehler war. Es ist der Beginn eines Konflikts , der ein unrühmliches Ende nimmt. Vater und Sohn könnten nicht unterschiedlicher sein. Ludwig will Frieden für sein Reich und bemüht sich um Ausgleich. Verhandeln und Kompromisse sind die Mittel seiner Wahl. Lothar sieht sich als wahren Nachfolger seines Großvaters Karls, des Großen. Er hält Krieg und hartes Durchgreifen für den besseren Weg. Seinen Vater hält er für schwach und unfähig. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen . Der endgültige Bruch erfolgt, als Ludwig zum zweiten Mal heiratet. Seine Wahl fällt auf die bedeutend jüngere Judith, die Lothar gerne für dich gehabt hätte. Als Judith Ludwig einen eigenen Sohn schenkt, entsteht daraus auch ein Konflikt mit den beiden jüngeren Söhnen Ludwigs, die ihr Erbe bedroht sehen. Zweimal versucht Lothar seinen Vater abzusetzen und jedes Mal versuchen die beiden Kontrahenten die anderen Söhne auf ihre Seite zu ziehen. Über den Tod seines Vaters hinaus bleibt Lothar unversöhnlich und rachsüchtig. Ich bin froh, dass ich ihn nicht kennengelernt habe. Er ist für mich das personifizierte Böse , machtgierig, egoistisch, brutal und wortbrüchig. Ludwigs Herrschaftsweise entspricht eher unserer Sicht auf die Dinge. Dennoch werfe ich Ludwig vor, dass er die Augen vor der Realität verschlossen hat. Die Welt war nicht reif für seine Sichtweise der Dinge. Wenn ich ehrlich bin , waren meine Lichtgestalten die Frauen , allen voran Judith. . In der offiziellen Geschichtsschreibung kommt sie nicht gut weg , doch der Autor zeichnet ein völlig andres Bild. Judith ist schön und vor allem klug. Obwohl es eine arrangierte Ehe ist, liebt sie Ludwig , ist ihm eine Stütze und gute Ratgeberin. Besonders imponiert hat mich ihre Weitsicht, Stolz und Würde. Auch ihre jüngere Schwester Emma, die zeitlebens in ihrem Schatten stand, konnte mich für sich einnehmen. Sie war mit Ludwigs jüngsten Sohn , dem kleinen Ludwig, König von Bayern, verheiratet. Auch sie stand ihrem Mann treu zur Seite . Beide waren mit ihrem Anteil an der Macht zufrieden, so scheint es zumindest. Der Roman liest sich stellenweise wie ein Krimi mit all den Ränkespielen und Machtkämpfen. Zeitweise musste ich mir bewusst machen, dass vieles davon tatsächlich passiert ist und noch heute die Aufteilung Europas mitbestimmt. Mein Eindruck von der Kaiserfamilie war, dass sie sich - wenn man von den damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten absieht, nicht von heutigen Familienclans unterscheidet. Immer geht es letzendlich um Macht, Ansehen und Einfluss. Beim Lesen wurde ich auf jeden Fall auf das beste unterhalten und konnte ganz nebenbei einige Leerstellen in meinen Geschichtskenntnissen füllen.