5 von 5 Sternen
1 Bewertung
Auf orellfuessli.ch bestellen
Hans Erich Nossack
Nossacks grosse Erzählung 'Die Schalttafel', erstmals 1956 im Band 'Spirale' erschienen, gehört zu den radikalsten Texten, die zur Frage von Anpassung und Freiheit in Deutschland geschrieben wurden. Geschildert wird die nächtliche Unterhaltung zweier junger Männer, die sich programmatisch missverstehen. Einem spontanem Entschluss folgend, hat der eine soeben sein Studium abgebrochen und die schlagende Verbindung verlassen, um sich von den überm.chtigen Prägungen seiner Herkunft zu lösen. Der andere, sein ehemaliger Corpsbruder, der ein raffiniertes System antizipatorischer Anpassung entwickelt hat, ist durch diesen Schritt völlig überrascht worden, so dass er glaubt, ersterer verfüge über noch ausgeklügeltere Strategien sozialer Berechnung und taktischen Verhaltens. Dabei verkennt er, dass sein Kollege keineswegs versucht hatte, ein 'Image' von sich zu erzeugen, sondern dass sein Entschluss dem Drang nach Freiheit entsprungen war. Die Diskussion der beiden lässt offen, ob es diese Freiheit in einer Welt sozialer und beruflicher Gruppenzwänge geben kann oder ob sie versteckt hinter der Mimikry eines 'Schalttafelsystems' gelebt werden muss. Zu Nossacks Text hat sich in Privatbesitz eine handschriftliche Erstfassung erhalten, die bislang unpubliziert ist und sich markant von der späteren Druckversion unterscheidet. Beide Texte werden hier nebeneinander vorgelegt.
Romane & Erzählungen
NIMBUS. Kunst und Bücher AG
Deutsch
112
2016-10-13
9783038500148
978-3-03850-014-8