Zum Buch: Der Roman konzentriert sich auf den weltbekannten Regisseur Georg Wilhelm Pabst, einen Nazigegner, der sich dennoch von der deutschen Filmindustrie während des Zweiten Weltkriegs vereinnahmen ließ. Er basiert auf historischen Fakten, Filmen sowie Schauspielerinnen und Schauspielern.
Die Einstiegsszenen sind äußerst eigenartig. Kehlmann lässt einen etwas dementen Mann in einer absurden Talkshow auftreten. Hier gibt es Raum zum Lachen. Also nicht entmutigen lassen, wenn die ersten Seiten eher gemächlich wirken. Für meinen Geschmack gibt es hier etwas zu viele Charaktere, Personen und Perspektivenwechsel, was den Text etwas überladen erscheinen lässt. Als Pabst aus Hollywood reist, um seiner kranken Mutter in Österreich beizustehen, steigt die Spannung. Denn der Protagonist verstrickt sich trotz anfänglichen Widerstands in den Netzen des Nazi-Regimes. Unter intensivem Druck führt er Regie bei einem neuen Film. Er und seine Frau, die Mitglied einer literarischen Leserunde ist, müssen dabei höllisch aufpassen, dass ihre Äußerungen im Rahmen der nationalsozialistischen Vorgaben bleiben. Diese Konstellation verstärkt wiederum die Spannung des Romans.
Die teilweise zu detaillierten Beschreibungen über die Entstehung des Films “Der Fall Molander”, basierend auf dem Roman “Die Sternengeige”, empfand ich als zu langatmig. Diese Arbeit hilft Pabst jedoch in seinem Überlebenskampf. Später verschwindet der Film, der in Prag gedreht wurde, durch einen Koffertausch während der Rückreise von der Ostfront und wird im abschließenden Abschnitt “Danach” behandelt.
Etwas veraltete Wörter in diesem Buch: Deklamieren: kunstgerecht vortragen. Outrieren: übertreiben.
Zitate aus dem Buch: … “müsse ihm der gnädige Herr bitte auf Anfrage seine Dienststelle nennen. Staatssekretariat zwei. Abteilung Film, Ressort Filmwesen und Lichtspielgesetz”. "Die Leute waren so manches vor dem Krieg, und dann waren sie etwas ganz anderes.»
Fazit: Dieser Roman transportiert eine wichtige Botschaft über die moralische Wahrnehmung. Er zeigt auf, wie Lebensbedingungen, das soziale Umfeld und unsere Kultur Druck auf unser Handeln ausüben und unser moralisches Handeln beeinflussen können.