Die abenteuerlichen Erlebnisse des Sultans Khan alleine würden schon für eine spannende Lektüre genügen. Als leidenschaftlicher Buchhändler in Kabul ist er seit jeher Zielscheibe der unterschiedlichen Regime Afghanistans und musste den Machthabern schon so manches Schnippchen schlagen. Der besondere Reiz dieses Buches macht allerdings Asne Seierstad’s Blick auf den Alltag der Familie Khan und die widersprüchliche Gesellschaft Afghanistans aus. Fünf Monate lang durfte die norwegische Journalistin und Kriegsreporterin bei den Khan’s zu Gast sein - und als einzige Frau auch Räumlichkeiten und Anlässe besuchen, die den Männern vorbehalten sind. Als neugierige, unbefangene Chronistin teilen wir mit ihr den westlichen Blick auf die orientalische Gastfreundschaft und schillernde Mythen aber genauso die Wut und Ohnmacht gegenüber Patriarchismus und Frauenfeindlichkeit. Im einen Moment möchte man Sultan Khan ob seiner Grosszügigkeit umarmen, im nächsten für seine Geringschätzung ohrfeigen. So kontrastreich Land und Leute, so paradox sind auch die Gefühle, die mich beim Lesen übermannt (oder besser überfraut?) haben. Wirklich lesenswert für jederfrau und jedermann!