(Inhalt vgl. Cover)
Ich habe das Buch gelesen, weil ich noch nie etwas von der Autorin gelesen habe und weil ihre Bücher gemäss meinen Recherchen seit ihrem Debüt zur Schweizer Literatur gehören und Ruth Schweikert mit diesem Buch z.B. für den Schweizer Buchpreis nominiert war. Der Titel hat mich “gwundrig” gemacht, weil ich - ausgehend vom Alter - zur zweiten Generation der drei im Buch beschriebenen Generationen gehöre. Das Cover hätte mich auf den ersten Blick nicht zum Innehalten gebracht. Auf den zweiten Blick passt es zum Titel: grau in grau (so stellt man sich vermutlich den Alltag im Alter vor), Treppen (die ein Hindernis darstellen) und ein Schirm, der unfreundliches Wetter (oder eben Umstände) darstellen könnte.
Der Start, ja die ersten 50 Seiten, war verwirrend, weil so viele Protagonisten, Schauplätze, Lebensphasen erwähnt und nur oberflächlich beschrieben werden. Ich habe mir dann einen Stammbaum gezeichnet, ergänzt mit den Verbindungen zu einander und den Wohnorten. Ich bin nie in den Flow gekommen… Ich habe in keinem Moment eine Spannung aufbauen können. Die Erzählweise dieser Autorin war für mich völlig neu: ungewohnt lange Sätze (z.B. 177 Wörter in einem Satz), viele Nebensätze, neue Gedanken, ellenlange Aufzählungen, Themenwechsel usw. Die Autorin schreibt sehr viel, detailliert und kompliziert über Alltägliches, Nebensächliches und sagt nichts. Was will sie damit bezwecken? Auch würde ich dieses Buch nicht den “Romanen” zuordnen, sondern es als “Erzählung” bezeichnen.
Ich hatte gehofft, dass die Protagonisten ihre Erlebnisse reflektieren, zumindest die beiden älteren Generationen. Das geschieht nur vereinzelt. Einiges kann ich nachvollziehen, zum Beispiel dass über gewisse Themen nicht gesprochen wurde, dass Fragen mit ungenauen, unverbindlichen Ausflüchten beantwortet (oder eben nicht beantwortet) wurden. Zwischendurch habe ich mich amüsiert ab Beschreibungen, die mich an meine eigene Jugendzeit erinnert haben: Calida-Pyjamas zu Weihnnachten, Pickeln im Gesicht.
“Unsere Geschichten nähren sich aus dem, was wir nicht verstehen” - meine jedoch mit diesem Buch bestimmt nicht.