Wir bewegen uns am Ende der goldenen 20er-Jahre, Pastor Anding begleitet als liberaler Freidenker in einem konservativen fränkischen Dorf seine Schäfchen. Bei ihm leben Sohn Paul, dessen brasilianische Frau Luana, Hund General und Tochter Luise. Ihr Traum vom Fliegen in einer Zeit, als alle politischen Zeichen so gesetzt werden, Frauen zu völkischen Gebärmaschinen zurück zu erziehen, scheint für Luise unerreichbar. Mit ihrem Wanderkumpel Georg beginnt sie ein Flugzeug zusammen zu bauen. Sie bemerkt ferner, dass Georg mehr sein möchte als nur der Kamerad, den Luise in ihm sieht. Dank der Bekanntschaft mit Flieger-As Greben, einem strammen SA-Mann, gelingt es ihr , das Fliegen zu erlernen. Nebst ihrem Studium absolviert sie Einsätze als tollkühne Fliegerin in Flugshows quer durch die Republik, die sich anschickt, zum Dritten Reich zu mutieren. Jahre später, Luise ist als fliegende Frau nicht mehr erwünscht,. Frauen gehören nun an den heimischen völkischen Herd, kehrt sie in das enge Dorf zurück. Längst bestimmen Denunzianten und Speichellecker das Dorfgeschehen. Unbeirrt hält ihr Vater an seinen nicht mehr erwünschten christlichen Überzeugungen fest. Und muss bald schon spüren, wie gefährlich das ist, seinem Gewissen zu gehorchen und nicht dem gottgleichen Führer. Mehr noch, auch Georg, dem sie in seinem selbstgebauten Flugzeug das Fliegen beibringt, und in den sie sich schlussendlich verliebt, ist in akuter Gefahr. Es bleibt nur ein Ausweg…. Arenz gelingt es gut, den Zeitgeist, namentlich die Angst vor Denunzianten und hohle Machtausübung zu beschreiben. Er stellt dem einen Plot gegenüber, der für meinen Geschmack von sehr vielen Zufällen geprägt ist und sehr konstruiert anmutet. Das Figurenkabinett ist schlicht gestrickt, gut und böse sind sehr offensichtlich verteilt, gewisse Szenen nach meinem Empfinden nah am Kitsch und dennoch hat mich sein grandioses Erzähltalent beeindruckt und eingefangen. Je mehr man in die Geschichte eintaucht, desto weniger will man dieses Buch trotz seiner Schwächen weglegen. Lesenswert allein schon darum weil es klar aufzeigt, wie herzlos und engstirnig es im nationalsozialistischen Staat zuging. Nicht der beste Arenz also, zu pädagogisch vielleicht aber lesenswert und in diesen Zeiten leider als Plädoyer gegen aufkeimende rechtsnationale Tendenzen notwendig.