Norbert Gstrein gelingt es in seinen Büchern immer wieder, höchst aktuelle Themen auf ungewöhnliche Weise zu verbinden: z.B. Migration und Gletscherschmelze in “Die kommenden Jahre”. Das aktuellste Buch nun ist ein Kammerspiel mit 3 Personen. Eilas, Flugbegleiter, ist aufgrund des Corona-Lockdowns grad wortwörtlich am Boden und darum bei Ines zu Besuch, seiner Jugendliebe. Er soll ihr den enttäuschten Liebhaber vom Leibe halten, der zum Stalker mutiert ist. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und beginnt an ihrem ersten Buch zu schreiben. Sie bekommen zunächst Besuch von ihrem Vater, einem Hotelier. Denn erst als Erwachsene haben die beiden erfahren, dass sie Halbgeschwister sind. Später kommt Carl, der wie Elias Flugbegleiter ist - und eigentlich sein Freund; bald ergibt sich zwischen ihnen aber eine Dreiecksbeziehung. Aus der zunächst noch friedlichen vorweihnächtlichen Stimmung entwickeln sich rasch ziemlich brisante Dialoge rund um den Themenkreis “Rassismus”, so raffiniert geschrieben, dass unvermittelt auch die Lesenden ihre eigene Haltung hinterfragen müssen. Fazit: Ein tolles Buch für Menschen, die sich gerne mit der Frage nach der eigenen Identität beschäftigen.