Soeben habe ich erneut einen japanischen Roman beendet, der mir gut gefallen hat. Frau Shibata arbeitet in einer grösseren Firma in Tokio und hat irgendwie genug, immer nur Handlangerin und ein Arbeitstier für die anderen zu sein. Deshalb behauptet sie schwanger zu sein. Diese Idee hat natürlich Auswirkungen auf die Beziehungen zu den anderen Mitarbeitenden. Insbesondere Herr Higashinkano interessiert sich sehr für die werdende Mutter und deren Kind. Frau Shibata muss da natürlich mitspielen (denn sie nutzt auch die enstprechenden Vorteile bei der Arbeit [kürzere Arbeitszeiten, keine schweren Arbeiten, Schwangerschaftsurlaub…] aus) und dafür sorgen, dass niemand merkt, dass sie überhaupt nicht schwanger ist. Diese Szenen sind sehr amüsant zu lesen, wie überhaupt der Stil von Emi Yagi sehr angenehm ist. Die Spannung gegen Ende des Buches, ob sie nun wirklich nur schauspielert oder nicht doch schwanger ist, bereitet ebenfalls grosses Vergnügen. Lediglich die Szenen beim Aerobickurs sind stellenweise etwas langfädig ausgefallen und verleiten zum Überfliegen der Passagen.
Zwei interessante Sätze aus dem Roman: “Auf alle Fragen, die dich mässig interessieren, gibt dir das Internet sofort Antwort. Was du wirklich wissen willst, findest dort aber nicht, und was du nicht einmal dem Namen nach kennst, noch weniger.” (S. 140) / “Eine Familie zu gründen war vielleicht eine Art Versicherung, bei der man sich verpflichtete, den anderen nicht zu vergessen. Man schloss diesen Vertrag ganz unbewusst ab.” (S. 142)