Der dritte Abschnitt liest sich ähnlich wie die anderen zwei zuvor. Langsam. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen, wie ein sehr hartes Karamell. Dann entfaltet es seinen Reiz.
1933 ist das Jahr, in dem die Erzählung kippt. Es ist allerdings kein abruptes Kippen, sondern eher etwas, was sich langsam bewahrheitet. Und den viele zur Emigration nutzen. Ich habe mit grossen Augen gelesen, wie viele und wie sehr schnell sie sich ins Exil aufgemacht haben. Haben sie schon vorher darüber nachgedacht? Es bedeutet Mut, seine Heimat zu verlassen, auch wenn unsere Künstler vielfach ihre Heimat nicht mehr als solche wiedererkennen. Wie meinte Hannah Arendt? Weil sie ihre Sprache liebe, müsse sie das Land verlassen. Und so machen sich viele aus dem Romanischen Café und auch sonst aus der künstlerischen Elite Deutschlands auf nach Paris, Skandinavien oder in die Schweiz.
Eine Stelle im Buch hat mich genervt. Normalerweise geniesse ich die Fabuliererei des Florian Illies, aber zu schreiben “… das famose Muttersöhnchen Kästner…” kam mir etwas zu plump. Obwohl er ja nicht unrecht hat, hätte ich ein bisschen mehr Feinsinn erhofft.
Mitgefühl und Bewunderung für Erich Kästner, der der Bücherverbrennung beigewohnt hat. Fast, als hätte er es sonst nicht glauben können, dass es wirklich passiert. Was muss es mit einem Schaffenden machen? Mir kam das Bild eines kleinen Kindes in den Sinn, das all sein Herzblut in eine schöne Sandburg reinlegt. Alle bewundern diese Burg, aber als diese dann von anderen bösen Kindern zerstört wird, lachen diese einstigen Bewunderer nur. Das Kind mag sich schnell davon erholen, aber ein Autor sicherlich nicht.
Gottfried Benn scheint den neuen Ideologien (noch) zugetan. Das treibt Klaus Mann zu einem “Unser Motto: Lernt hassen! Lernt, ungerecht sein! Sie, die Feinde der Freiheit, haben uns das Hassen gelehrt!”. Ein heftiger Ausspruch.
Auf zum letzten Abschnitt.