Wie bereits geahnt ist der Inhalt des Buches nichts für schwache Nerven. Aber dass man innerhalb der ersten fünf Kapitel sowohl mit der detaillierten Darstellung eines Mordopfers, psychischer und körperlicher Misshandlung von Kindern und später dann noch mit dem Auflösungsprozess einer Leiche konfrontiert wird, ist schon speziell 😄
Wie anderen Lesern auch erging es mir aber ebenfalls so, dass mich die Geschichte direkt gefesselt hat. Was vor allem an den ziemlich vielen offenen Fragen liegt, die sich gleich stellen.
Wer sind die unterschiedlichen Personen, aus deren Sichtweise erzählt wird? Oder auch die Frage, wen das Kind im ersten Kapitel töten muss - erst später wird aufgelöst, dass es “nur” eine Katze war.
Auch der Einblick in die Psyche des Mörders finde ich spannend. Gegruselt hat es mich besonders, als er sich die Studentin als nächstes Opfer aussucht. Als naturblonde Frau mit knapp 50 Kilo und 1.64 waren da sehr viele Parallelen 😅
Bei den Figuren kann ich @marysfavouritebooks allerdings nicht ganz zustimmen - mir fehlen hier ein paar Details zu den Charakteren. Auch entsprechen sie für mich zum Teil zu vielen Klischees: Die rothaarige Russin war im Rotlichtmilieu verdeckte Ermittlerin - was sonst - und ganz schlimm finde ich es ja bei Philipp. Der ITler mit engem Shirt, dickem Bauch, der nur Süssgetränke trinkt. Hier hätte ich mir die Kreativität gewünscht, die Chris Meyer bei der Beschreibung der Morde an den Tag legt. Schade (aber ist ja auch Geschmackssache 🙂 )
Während dem Lesen kam mir zudem der Gedanke, wie der Autor mit unserem moralischen Denken spielt. Wir haben zum einen die Morde an wehrlosen Frauen, die man natürlich direkt ungerechtfertigt und brutal findet. Und auf der anderen Seite haben wir jemanden, der Pädophile auslöscht und aus seiner Sicht “die Welt ein wenig besser macht”. Beides sind Morde, doch unterscheiden sie sich deutlich vom Motiv und Vorgehen. Daher hat man bei solchen Fällen von Selbstjustiz ja auch manchmal das Gefühl, dass diese weniger schlimm sind. Ergeht es Euch da auch manchmal so? 🙄
Insgesamt ist der Schreibstil klar und verständlich und ermöglicht daher das flüssige Lesen, was mir sehr gefällt. Ich bin gespannt, welche Verbindungen zwischen den einzelnen (teilweise unbekannten) Protagonisten bestehen und wie sich alles weiterhin entwickelt.
Ups - das ist jetzt länger geworden als geplant. Freue mich aber auf Eure Meinungen und finde es schon jetzt interessant, wie jeder einzelne Teilnehmer Einblick in seine Sichtweise gibt. 🙂