Bin dann gestern noch fertig geworden und finde das Buch recht gut, ich habe es gerne gelesen und finde es vor allem atmosphärisch stark. Am Ende bleiben aber viele Fragen offen, was natürlich auch legitim ist. Die Geschichte von Tucker und Hoss wird nur noch aus der Perspektive eines dritten erwähnt und das ist vielleicht auch gut so. Wir erfahren also nichts darüber, wie das Paar einen Alltag jenseits des Hotels bestreitet und ich denke, die Autorin tut vermutlich gut daran, die beiden hier nicht zu “entzaubern”. Auch dass die ganzen Angestellten ihren Job verlieren und das nahegelegene Dorf wohl den wichtigsten Arbeitgeber, scheint kein Thema mehr zu sein. Oder wird das durch ein zukünftiges Sanatorium aufgefangen?
Wie wird sich Hoss ohne das Hotel überhaupt verändern?
Rätselhaft bleibt auch der Briefverkehr zu Beginn und am Ende. Offenbar hat Pennybacker noch ein leibliches Kind bekommen, quasi nun die Schwester von Hannelore. Aber wieso soll die Geschichte zeigen, dass es auch in dunklen Stunden noch Hoffnung gibt - das erfahren wir nicht, wir erfahren nicht, in welcher Lage sich die leibliche Tochter von Pennybacker in den 1960er Jahren befindet. Offenbar ist er selbst bereits verstorben, da sie von ihrem Vater in der Vergangenheit spricht.
Ganz logisch fand ich die Abläufe dann auch nicht. Dass sie mit dem Wasser etc für Ablenkung im Hotel sorgen, kann ich nachvollziehen. Aber wie kann Pennybacker sie dann ohne Verdacht einfach adoptieren? Und die Story rund um 411… Sie war offenbar die Geliebte von Mr. Francis und hat nun Jahrzehnte in einem Hotelzimmer verbracht und nennt das dann “auf Kosten von Mr. Francis leben”, also zieht eine positive Bilanz, der Hoss nicht widerspricht. Vielleicht durfte sie anfangs nicht rausgehen aus dem Zimmer, um Madeline nicht zu verärgern oder sowas. Aber ihre Geschichte von der kreativen Designerin zum zufriedenen, menschenscheuen Stubenhocker, überzeugt mich nicht so.
Also: Atmosphärisch sehr gelungen, aber wenn man dann auf die Details schaut, ist es mir ein wenig zu bruchstückhaft beziehungsweise zu wenig überzeugend.