SophiesBuecherwelt
Die erste Leserunde habe ich rechtzeitig geschafft, und ich freue mich schon auf die nächste.
Die Autorin habe ich bisher nicht gekannt, auch wenn ich zugeben muss, dass ich in letzter Zeit kaum mehr Bücher von Schweizer Autor:innen gelesen habe, mit Ausnahme von Joachim B. Schmidt oder Markus Werner. Letzterer Autor erinnerte mich vom speziellen Schreibstil her (Am Hang) an das Buch von Dorothee Elmiger. Trotz anfangs einiger Bedenken wegen der indirekten Rede habe ich mich aber gut in die Lektüre vertiefen können.
Tatsächlich entwickelt das Buch einen gewissen Sog. Man verfolgt die Reise der namenlosen Schriftstellerin in den Dschungel zu einem ebenfalls namenlosen Theatermacher, die Reise dorthin und die Schilderung des Aufenthalts im Camp gespickt mit Erzählungen ihrer Mitreisenden oder ihren eigenen. Langsam nimmt die Erzählung Gestalt an, auch wenn die Holländerinnen bisher kaum eine Rolle spielen. Insbesondere, wenn man die Filme von Werner Herzog mit Klaus Kinski kennt, kann man sich die Dschungelszenen - die lauten schwarzen bedrohlichen Nächte, den aufkeimenden Irrsinn - sehr lebhaft vorstellen. Eigentlich wird bezüglich der Stimmung sozusagen der Teppich schon auf S. 10 mit dem Hinweis auf Bruegels Bild ausgerollt. Die Geschichte mit den Ziegen passt hier vorzüglich dazu.
Noch habe ich die verschiedenen Protagonist:innen nicht richtig “erkannt”. Auf S. 35 werden mehrere genannt, aber dies scheint nicht abschliessend zu sein, es wird ein Tisch mit 12, 13 Personen erwähnt (S. 34). Die diversen Personen bleiben aber im Wesentlichen gesichts- und profillos.
Weshalb Ida Holmboe als zweite Holländerin erwähnt wird, erschliesst sich mir noch nicht. Ebenso wenig, weshalb die Schriftstellerin am Strand abgesetzt wird, quer durch den Dschungel marschiert, um dann den Theatermacher am Strand anzutreffen (S. 34). Etwas mehr Mühe als mit der Logik habe ich mit den Verweisen auf diverse Soziologen oder Philosoph:innen, sei es Arendt (Hannah), Adorno, Lacan etc. Einerseits bin ich mir nicht sicher, inwieweit diese Intellektuellen (bzw. deren Konzepte oder die Frankfurter Schule) in der aktuellen Weltlage und den technologischen Entwicklungen (noch) eine grosse Rolle spielen, Hannah Arendt davon sicher ausgenommen, andererseits finde ich diese Verweise seltsam “elitär” und abgehoben, weltfremd und wenig eingebettet in eine Geschichte, die intensiv von Eindrücken, Ängsten, Unsicherheiten, Abgründen lebt.
Wie dem auch sei, ich bin gespannt auf die nächste Leserunde und den weiteren Austausch in dieser Leserunde.