Juan Maria Brausen ist ein unauffälliger Werbetexter in Buenos Aires. Mit seinem eigenen Leben unzufrieden erfindet er sich neu. Zunächst entflieht er als Juan Maria Acre in das Leben der in der Nachbarschaft wohnenden Queca. Und dann noch ein drittes Mal als Dr. Diaz Grey in die von ihm erfundene, imaginären Stadt Santa Maria. Alle drei Stränge verbinden sich im Laufe der 370 Seiten (Frühere Suhrkamp Ausgabe – 1978). Realität und Fiktion vermischen sich. Allerdings bringt Brausen die Flucht in die Fiktion auch keine Erlösung.
Das Buch ist ein Labyrinth – in einem anderen Forum lief es unter „experimenteller Literatur“. Ich teile diese Einschätzung nicht – es ist sicher nicht leicht und schnell zu lesen. Aber die „Arbeit“ lohnt sich. Das Werk ist sehr tiefgründig und spielt Ende der 40er Jahre in einem Milieu von Alkohol, Gewalt und Machismo. Dennoch – ich empfinde es als zeitlos und es könnte in ähnlicher Weise auch an einem anderen Ort der Welt spielen.
Juan Carlos Onetti ist einer der Mitbegründer der modernen südamerikanischen Literatur. Für seine Bücher mehrfach ausgezeichnet, verließ er seine Heimat Uruguay und beendete sein Leben im spanischen Exil.
„Das Leben ist kurz: Eine elementare, unwiderlegbare Erfahrung, und der Mensch glaubt sich zudem zu einem, mit seinem Tode endenden Leben verurteilt. Doch – man kann viel Leben, kann viele kürzere oder längere Leben führen“.
Nicht einfach, aber lesenswert.