Hi zusammen
Ich habe es nun auch noch geschafft, den dritten und vierten Abschnitt zu lesen, und kann viele eurer Eindrücke gut nachvollziehen. Ich bin etwas zwiegespalten, einerseits fand ich den weiteren Verlauf spannender als den Mittelteil, andererseits hatte ich mir gerade für das Ende etwas mehr emotionale Tiefe erhofft.
Was mir besonders hängen geblieben ist, ist die Frage, wie unterschiedlich die einzelnen Figuren mit ihrer Unsterblichkeit umgehen. Ich finde, gerade in diesen Kapiteln wird noch deutlicher, wie nah Macht und Verfall beieinander liegen. Figuren wie Ezra oder auch Matteo wirken auf mich zunehmend leer oder innerlich erstarrt, selbst wenn sie nach aussen hin Kontrolle zu haben scheinen.
Lotties Tod kam für mich relativ überraschend, ich hatte bis zuletzt gehofft, dass sie noch einmal eine stärkere Rolle einnimmt.
Insgesamt fand ich das letzte Drittel aber deutlich fokussierter als den Mittelteil. Ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte endlich eine klare Richtung einschlägt, was mir das Weiterlesen sehr erleichtert hat.
Was mir gut gefallen hat, war, dass die Erzählstränge langsam zusammengeführt wurden. Vor allem Alices innere Konflikte wurden greifbarer. Ich fand es spannend zu beobachten, wie sie ihren ganz eigenen Umgang mit der neuen Realität sucht, eher tastend als aktiv handelnd, aber gerade das machte ihre Entwicklung für mich sehr echt und nachvollziehbar.
Ich fand, dass die Spannung im dritten Abschnitt deutlich gestiegen ist. Die Geschichte wirkte weniger aufgesplittet, und ich hatte das Gefühl, dass sich die verschiedenen Themen, wie Macht, Schuld, Kontrolle nun stärker verdichten. Auch Ezra als Figur hat mich überrascht. Ich war mir lange nicht sicher, wie ich ihn einordnen soll. Inzwischen frage ich mich, ob er nicht selbst schon längst Teil des Systems war, gegen das er angeblich agiert. Dass auch bei den Nebenfiguren so viel moralische Zwiespältigkeit mitschwingt, fand ich einen der interessanteren Aspekte des Buchs.
Das Ende kam für mich dann fast ein wenig zu unspektakulär. Lotties Tod hat mich zwar überrascht, aber nicht im positiven Sinn. Es ging mir zu schnell, zu beiläufig. Auch Sabines Ende hatte für mich weniger Wucht, als ich erwartet hätte. Vielleicht lag das daran, dass die Handlung insgesamt eine gewisse Distanz wahrt. Ich hätte mir gewünscht, dass gerade im letzten Teil noch stärker spürbar wird, was auf dem Spiel steht.
Was für mich bleibt, ist ein durchgehend starker atmosphärischer Rahmen, der stellenweise richtig unter die Haut ging. Die düsteren Bilder, das Gefühl von Verfall, Schuld und Machtlosigkeit, war für mich das, was das Buch letztlich getragen hat. Trotzdem bin ich emotional nicht ganz so tief reingekommen, wie ich es mir erhofft hatte, was vermutlich auch am Schreibstil von Schwab lag. Ich habe gemerkt, dass ich mich oft ein wenig überwinden musste, weiterzulesen, was ich sehr schade fand. Normalerweise breche ich ein Buch in solchen Fällen ab. Hier hat mich aber die Leserunde motiviert, dran zu bleiben.
Alles in allem hat mir die Leserunde sehr Spass gemacht und ich freue mich, wenn ich mal wieder dabei sein kann. Ich fand es richtig spannend, auch die Meinungen der anderen zu lesen und den Austausch mitzuverfolgen. Vielen Dank für das Leseexemplar und den spannenden Austausch.