DrQuinzel
Ich fand den letzten Teil des Buches unglaublich spannend und konnte es kaum noch aus der Hand legen. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass der Mörder eine Figur gewesen wäre, die im Laufe der Geschichte häufiger vorkam – und nicht nur zwei Mal als Randfigur.
Dass Patrick der Mörder ist, kam für mich sehr überraschend. Im Vorfeld gab es keinerlei Hinweise, die auf ihn hindeuteten. Wenn man so etwas Schreckliches erlebt wie den Tod der Ehefrau und des ungeborenen Kindes, dann ist es menschlich nachvollziehbar, dass man nach einem Schuldigen sucht. Patrick konnte den Verlust offenbar nicht verarbeiten und hat sich deshalb darauf versteift, Erik und Paulina die Schuld zu geben – weil sie seiner Meinung nach zu wenig getan haben, um seine Frau zu retten.
Vielleicht kann Patrick gar nicht zur Rechenschaft gezogen werden, wenn er als schuldunfähig gilt. Jemanden zu ermorden und die Tat dann einem anderen unterzuschieben, deutet auf eine schwere psychische Störung hin. Spätestens jetzt braucht Patrick dringend professionelle Hilfe.
Die Polizeiarbeit ist insgesamt gut dargestellt. Etwas ungewöhnlich fand ich jedoch, dass Hartmann außerhalb seines Dienstes noch mit ihnen auf dem Schiff spricht – das wirkt unrealistisch, da unbeteiligte Personen das Gespräch hätten mithören können. Außerdem entsteht bei Kriminalromanen oft der Eindruck, als hätten Polizisten immer nur einen einzigen Fall gleichzeitig.
Dass Anja verdächtigt wurde, fand ich plausibel – schließlich muss die Polizei in alle Richtungen ermitteln. Dass sie und ihre Schwester der Polizei gegenüber nicht völlig offen waren, ist nachvollziehbar, da sie Hartmann selbst verdächtigten.
Etwas leichtsinnig fand ich es allerdings, dass die beiden Schwestern trotz der vorherigen Ereignisse – dem Einbruch in der Nachbarschaft und dem Diebstahl von Anjas Handtasche – alleine nach Hause gegangen sind. Nach solchen Vorfällen würde ich mich nur noch in einer Gruppe sicher fühlen.
Ich denke, dass die Arztpraxis geschlossen wird, da sich Erik und Julia trennen. Anja wird sich deshalb wohl eine neue Stelle in einer anderen Physiopraxis suchen. Sie ist sehr interessiert an ihrer Umgebung und wird sicherlich noch weitere spannende Erlebnisse haben. Vielleicht heiraten sie und Cedric eines Tages und gründen eine Familie.