Auf für mich waren die letzten Seiten des Romans durchweg spannend. Der langsame Verfall der Familie Buddenbrook spitzte sich zu. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial. Thomas Mann schildert eindrucksvoll die letzten Lebensjahre des Senators Thomas Buddenbrook, der sich zunehmend unter der Last familiärer Erwartungen, gesellschaftlicher Pflichten und innerer Zweifel verzehrt. Krankheit, Einsamkeit und Grübelei führen schliesslich zu seinem tragischen Tod. Mit ihm stirbt die letzte starke Gestalt der Familie. Ein Mann, der trotz aller Rückschläge bis zuletzt an Werte wie Disziplin, Ansehen und Verantwortung geglaubt hat.
Parallel rückt Hanno, der letzte männliche Nachkomme, immer stärker ins Zentrum des Geschehens. Als sensibler, musikalisch begabter, aber lebensuntüchtiger Junge steht er sinnbildlich für das Scheitern eines familiären und kulturellen Ideals. Sein früher Tod an Typhus ist weit mehr als eine Tragödie – er markiert das symbolische Ende der gesamten Buddenbrooks. Hanno stirbt nicht nur als Individuum, sondern als letzter Träger eines untergehenden bürgerlichen Selbstverständnisses.
Eine besonders wichtige Szene ist auch die, in der Hanno seinen Namen im Familienbuch zweimal unterstreicht. Das wirkt so, als wolle er zeigen, dass er dazugehört und auch wichtig ist, aber auch, dass nichts mehr kommt nach ihm. Dieser Moment zeigt, worum es im Roman geht, dass mit Hanno wohl alles endet.
Rückblickend hat mir die Geschichte/der Roman viel gegeben. Sie eröffnet Einblicke in eine Zeit, die mir fremd ist, und wirkt durch ihren zeitgenössischen Ursprung besonders authentisch. Der Text ist in sich stimmig und überzeugend. Bücher mit über 700 Seiten sind normalerweise nicht ganz mein Fall – ob ich bald noch einmal zu einem Werk von Thomas Mann greife, weiss ich im Moment nicht. Es war auf jeden Fall schön, Teil dieser Leserunde gewesen zu sein.