Nach einer langatmigen Berichterstattung der Weihnachtsfeier bei den Buddenbrooks kann ich mich kaum noch erinnern, was denn so alles passiert ist. Nach über 600 Seiten… uff!
Hanno wurde getauft, wurde Kleinkind, wurde Schulkind und wurde zu einem begnadeten Musiker. Ansonsten ist er ein eher kränkliches Kind, das die Schule hasst und den Vater unzufrieden stimmt, was er Hanno auch spüren lässt.
Derselbe ist so zwanghaft in seiner Rolle als Senator und Kaufmann verfangen, dass er sich geradewegs auf dem Wege in ein Burnout oder in eine Depression bewegt. Würde man heute jedenfalls feststellen. Tom wird älter, noch zwanghafter, und begegnet den mannigfaltigen Aufgaben als Senator, Konsul und Vorsitzender diverser Aufsichtsräte sowie den überraschenden Missernten und Verlusten in seiner Firma nicht mehr mit derselben Elastizität wie früher. Mann beschreibt eindrücklich die Maske, die sich Buddenbrook aufsetzt und die er gerade zum 100-jährigen Familienjubiläum gerne einfach abgesetzt hätte. Das fand ich schon eindrücklich, wie detailliert der Autor die Psychodynamik des Vorzeige-Buddenbrook beschreibt. Auch der finanzielle Abstieg wird immer deutlicher… es wird gespart an Personal und Ferien. Am liebsten so, dass andere es nicht merken…
Während Tonys Lieblingswort immer noch “vornehm” ist. Sie ist wohl die Einzige, die sich in den ganzen Jahren nicht weiterentwickelt und mit der immer gleichen Energie versucht, ihr kindlich motiviertes Glück zu finden und vornehm zu leben, wie es sich für ihre Familie gebührt. So verheiratet sie ihre Erika günstig mit einem Direktor Hugo Weinschenk, der gesellschaftlich hohes Ansehen genießt. Tony mischt sich sehr ein und verhält sich so, als ob sie die Braut wäre. Weinschenk scheint ok zu sein. Er erhebt jedoch den Anspruch, dass Erika immer gut gelaunt und zu seiner Unterhaltung zur Verfügung stehen sollte. Sehr eigenartig, das findet sogar Tony, die auch gleich mit Erika zu Weinschenk gezogen ist. Schlussendlich stellt sich heraus, dass Weinschenk ein Betrüger ist. Er wird verurteilt, ausgerechnet von Staatsanwalt Hagenström, der Tony sowieso ein Dorn im Auge ist. Nach der langweiligen Weihnachtspassage erfährt man vom Urteil, aber Weinschenk stellt sich diesem nicht sondern haut ab.
Erstaunlich wie modern die Inhalte sind. Status, Erwartungen an Kinder, Sensibilität der Künstermutter, Unverständnis des Unternehmervaters, Traditionen und Querschläger, Versagen und Erfolg, und der Preis dafür.